Der Sparkassen-Münsterland-Giro wird volljährig. Endlich erwachsen. Ideengeber und Cheforganisator Rainer Bergmann fiebert der 18. Auflage entgegen. Das Event der Superlative hält auch 2024, was es seit der Premiere 2006 verspricht, wenn sich die Weltspitze der Sprinter im Münsterland die Ehre gibt.
Herr Bergmann, der Blick aufs Fahrerfeld lässt nicht nur Fans und echte Insider mit der Zunge schnalzen. Wie gelingt es Ihnen Jahr für Jahr, die Besten der Besten in die Region zu locken?
Bergmann: Ich denke, dass wir uns mit dieser Veranstaltung in all den Jahren national wie international etabliert haben. Der Sparkassen-Münsterland-Giro hat sich bei allen großen Rennställen einen Namen gemacht. Früher hatten wir im Januar oder Februar noch keine verbindlichen Zusagen. Inzwischen können wir Ende November für das nächste Jahr planen.
Über welche Zusage(n) freuen Sie sich besonders?
Bergmann: Beim Blick auf die Starterliste wird deutlich, welch prominentes und erlesenes Fahrerfeld auch 2024 dabei ist. Zehn bis zwölf Sprinter können ganz nach vorne fahren. Aber klar gibt es Namen, auf die ich mich persönlich freue. Internationale Größen wie Biniam Girmay, Jasper Philipsen oder Jonathan Milan. Die deutschen Fahrer um Pascal Ackermann und John Degenkolb sind die beste Ergänzung für ein echtes Spektakel.
Simon Geschke wird in Münster seine bewegte Karriere beenden. Wird es ähnlich emotional wie beim Abschied von André Greipel 2021?
Bergmann: Es scheint eine Tradition zu werden, dass hier in Münster die ganz großen Fahrer abtreten. Erik Zabel 2008, André Greipel 2021, jetzt Simon Geschke. Eine wunderbare Fügung, weil auch Geschkes Frau Sophie mit dabei ist, beim Start und der Siegerehrung der Leezen-Cups moderieren wird. Außerdem haben wir viele Wegbegleiter von Simon eingeladen. Das wird sehr emotional.
2023 siegte mit dem Norweger Per Strand Hagenes ein talentierter Nachwuchsfahrer. Welchen Jungspund haben Sie in diesem Jahr auf der Rechnung?
Bergmann: Hagenes war eine echte Entdeckung. Und selbst überrascht von seinem Sieg, als er einfach ohne zu jubeln durchs Ziel fuhr, glaubte, es ginge weiter. Ich bin sicher, dass auch diesmal der eine oder andere Jungspund vorne mitfährt.
Tour der France, Olympia, Europameisterschaft, Weltmeisterschaft – der Radkalender ist eng getaktet. Den Sparkassen-Münsterland-Giro nutzen die großen Rennställe gerne als Saisonabschluss. Goldwert der Termin Anfang Oktober?
Bergmann: Ja, wir haben diesen Termin bewusst gewählt. Und der 3. Oktober hat sich als Abschluss einer langen Saison bewährt, obwohl es noch Rennen in Italien und Asien gibt. Der eine oder andere Fahrer hat in der Vergangenheit auch schon mal über die Stränge geschlagen. Da wurde am Abend vor dem Rennen lange gefeiert. All das ist menschlich, manchmal fällt die Last einer ganzen Saison in Münster ab.
Am Tag der Deutschen Einheit werden neben den Profis mehr als 6000 ambitionierte und weniger aufstrebende Fahrerinnen und Fahrer im Rahmen der Leezen-Cups am Start sein. So viele wie noch nie. Was glauben Sie, warum der Münsterland-Giro die Massen derart bewegt?
Bergmann: Wir haben mit 6169 Anmeldungen knapp 1000 mehr als 2023. Das hatten wir uns erhofft, aber wirklich damit gerechnet haben wir nicht. Das Anmeldefenster mussten wir Mitte September schließen. So früh wie nie. Das macht uns sehr stolz − und gibt uns auch eine gewisse Sicherheit mit Blick auf die Finanzen. Ob in Zukunft noch mehr geht, werden wir in Ruhe analysieren. Prinzipalmarkt und Schlossplatz werden ja nicht größer.
Wie weit sind Sie inzwischen mit Ihren Überlegungen, ein internationales Frauenrennen zu integrieren?
Bergmann: Wir sind in Gesprächen, was gehen könnte. Fakt ist: Wenn wir ein internationales Frauenrennen auf die Beine stellen, ist das ein höherer finanzieller und organisatorischer Aufwand. Vor 2026 wird das nichts.
Sie machen traditionell nach dem Rennen Urlaub auf dem Segelboot. Wohin zieht es Sie diesmal?
Bergmann: Ich und meine Frau haben unseren Urlaub auf Anfang Februar gelegt. Nach dem Rennen werde ich ein paar Tage durchschnaufen. Danach geht es nahtlos weiter, ich habe weitere Projekte.
Danke für den Gastbeitrag!
Text: André Fischer
Foto: MS aktiv