Vor Weihnachten traf ich mich Manuel Kruse, passend zum Silvesterlauf. Ich weiß, der Text ist zu lang – trotzdem – viel Spaß beim Lesen!

Manuel, beim Marathon war bei mir dieses Jahr die Luft raus. Was machst du, wenn die Kraft schwindet?
Das passiert auch mir, klar. Aber bei mir ist es eher eine mentale Grenze als eine körperliche. Der Kopf sagt dann: „Es wird hart.“ In solchen Momenten vertraue ich auf mein Training. Ich versuche, die Geschwindigkeit zu halten und mich auf das Ziel zu konzentrieren.

Wann wird es bei dir besonders anstrengend?
Bis Kilometer 25 läuft es meistens rund. Ab Kilometer 37 wird es wirklich zäh – da sind nur noch 5 Kilometer zu laufen, aber die Beine werden schwer, und der Kopf flüstert, wie schön es wäre, aufzuhören.

Ist ein Endspurt noch drin?
Ab Kilometer 40 geht das oft. Da weiß ich, dass ich nichts mehr zu verlieren habe, und gebe noch einmal alles.

Was machen Marathon-Anfänger oft falsch?
Sie starten zu schnell. Das Anfangstempo muss sich fast zu leicht anfühlen. Wer das nicht berücksichtigt, riskiert, später einzubrechen.

Wie lief es für dich in Frankfurt?
Die erste Hälfte war zu langsam, weil die Gruppe nicht optimal lief. In der zweiten Hälfte konnte ich Gas geben, aber die 2:20 Stunden-Marke blieb unerreicht. Es war trotzdem ein gutes Rennen.

Was erwartest du vom Silvesterlauf?
Ich bin wieder gut im Training, nach meiner Saisonpause. Eine Zeit um die 31 Minuten wäre super – vielleicht ein neuer Streckenrekord!

Was macht dich derzeit so schnell?
Kontinuität, Disziplin und Spaß. Ohne Freude am Laufen geht es nicht. Außerdem achte ich auf Ganzkörpertraining, damit ich langfristig gesund bleibe und mich nicht nur aufs Laufen beschränke.

Machst du jedes Jahr so klassische Dinge wie eine Leistungsdiagnostik? Oder denkst du dir: „Ach, die Zahlen interessieren mich nicht wirklich“?
Ich habe das tatsächlich schon zweimal gemacht, aber ganz ehrlich, es ist mir zu steril. Du stehst da auf der Laufbahn mit dieser Maske, schnaufst wie Darth Vader, und am Ende habe ich mit den ganzen Werten nicht viel anfangen können. Klar, für Anfänger, die sich noch nicht so gut kennen, ist das bestimmt hilfreich, um eine Richtung zu bekommen.

Aber das zeigt doch, dass du einfach schon richtig gut auf deinen Körper hören kannst, oder? Dass du ein Gefühl dafür hast, was gut läuft und was nicht – ohne den ganzen Zahlenkram.
Definitiv! Nach den letzten Jahren weiß ich ziemlich genau, wie mein Körper tickt – und David, mein Coach, sowieso. Ich verlasse mich oft auf mein Bauchgefühl. Der Klassiker: Viele rennen ihre lockeren Dauerläufe viel zu schnell. Da hilft es natürlich, ein bisschen Kontrolle zu haben und zu merken: „Hey, ich sollte hier mal einen Gang runterschalten.“ Ich brauche keine Diagnostik, um zu wissen, was mein Marathon-Tempo oder mein Schwellentempo ist. Das habe ich mir im Training erarbeitet. Aktuell ist mein Marathon-Tempo zum Beispiel bei 3:18 pro Kilometer. Solche präzisen Erkenntnisse bekomme ich nicht durch eine Diagnostik – die kommen durch die Erfahrung und das Gefühl.

Wie wichtig ist dir Ernährung?
Sehr wichtig. Durch meine Heilpraktiker-Ausbildung beschäftige ich mich viel mit Mikronährstoffen. Aber ich bin kein Vegetarier – ich glaube, für langfristige Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist eine ausgewogene Ernährung entscheidend.

Du läufst oft in Münster. Wo trifft man dich?
Ich bin viel im Norden von Münster unterwegs: Kinderhaus, Häger, die Rieselfelder. Besonders die flachen, geraden Strecken in den Rieselfeldern sind ideal für Tempoeinheiten.

Trainierst du mit KI?
Das überlasse ich meinem Coach David Schönherr. Er kennt mich und weiß genau, wie ich auf seine Signature-Einheiten – besonders die schnellen, langen Läufe am Sonntag – reagiere.

Warum bist du bei der Running Crew?
Nach dem Münster-Marathon 2021, wo ich erstmals unter 2:30 Stunden blieb, habe ich David im Ziel getroffen. Er war überrascht, mich nicht zu kennen – so kam der Kontakt zustande.

Wie wichtig sind Fanzonen für dich?
Extrem motivierend! Diese Energie, die dir die Zuschauer geben, pusht enorm. Es ist ein Gänsehaut-Moment, auch wenn die Wirkung leider nicht lange anhält.

Was sind deine Pläne für 2025?
Im März möchte ich meine 10-Kilometer-Bestzeit verbessern, und im April starte ich bei den Deutschen Meisterschaften in Hannover. Der Münster-Marathon ist natürlich gesetzt – als Münsteraner habe ich da keine Wahl.

Kennst du Markus Jürgen, den Rückwärtsläufer aus Münster? Wäre das etwas für dich?
Nee, an solche verrückten Ideen habe ich noch gar nicht gedacht. Da würde ich eher ein Ultra machen, als dass ich auf eine so total verrückte Idee komme.

Dein Instagram-Kanal hat aktuell 800 Follower – da geht doch noch was, oder?
Klar, da ist Luft nach oben. Aber seien wir ehrlich: Vom Laufen allein kann keiner nicht leben.

David vielleicht schon… 

Mag sein, aber dafür musst du dir echt den Hintern aufreißen, wenn du willst, dass dein Instagram-Account richtig Kohle abwirft. Einfach ist das nicht. Am Ende des Tages geht’s halt nur um die Followerzahlen. Unter 10.000? Vergiss es. Es interessiert die meisten nicht, wie gut du im Sport bist, Leistung zählt kaum noch – es zählt nur, wie weit deine Reichweite ist.
Und irgendwie nervt mich das schon ein bisschen. Klar, ich verstehe, warum Sponsoren auf große Zahlen stehen. Sie wollen schließlich auch was davon haben. Aber diese ganze Arbeit mit Reels drehen, Equipment besorgen, schneiden und dann auch noch stundenlang am Computer sitzen?

Aber ein paar Reels hast du schon gemacht, oder?
Ja, und ich geb’s zu – es hat sogar Spaß gemacht! Aber ehrlich gesagt frisst das einfach zu viel Zeit. Ich will meinen eigentlichen Karriereweg nicht weiter einschränken. Die letzten Jahre habe ich eh schon so viel in den Sport investiert. Irgendwann muss man auch ein bisschen Prioritäten setzen.

Was machst du Silvester?
Ganz entspannt: Abendessen mit der Familie und gemütliches Beisammensein.

Foto: privat
Text: Sabine Roters / Manuel Kruse