Polosport ist schnell, hart, stilvoll und alt. Er entstand vor rund 2.500 Jahren in Persien zu einer Zeit, als das Leben rau und kriegerisch war. Dies konnten die Besucher des 15. Polopicknicks dieses Wochenende in Münster bestaunen: Etwa als Peter Kienast (Team Homann Immobilien) vom Pferd stürzte, sogleich aber wieder aufstand und mit einem verschmitzten Gentleman-Lächeln weiter über den Platz jagte – fast, als wolle er sagen: „Sorry, dass ich Euch erschreckt habe.“ Das diesjährige Polopicknick steckt voll von solchen kleinen, emotionalen Geschichten, die ans Herz gehen und Gänsehaut erzeugen. Diese Kombination gibt es wohl nur in Münster. Vielleicht gehört das Polopicknick deswegen zu den bestbesuchten Poloturnieren Europas. Ein großer Teil der Erlöse kommt übrigens auch dieses Jahr einer karitativen Einrichtung zu.

Bild: Matthias Gruber/ GruberImages.com

Auch in diesem Jahr sind wieder 5.500 Polopicknick-Fans zum Hugerlandshofweg gepilgert, um Polo, Pferdestärken und Picknick zu feiern – und natürlich Ihr Team: Die Los Nocheros, angeführt von Kapitän Sebastian Schneberger, angetreten für Münster und den Sponsor Oeding Erdel. Mit dabei: Der Argentinier und Quasi-Münsteraner Valentin Novillo Astrada (HC +6), der erst im Juni in Aserbaidschan den Polo-Weltmeistertitel errungen hat. Doch Novillo Astrada stand im Finale ein ebenbürtiger Gegner gegenüber: Der spanische Ausnahmespieler Manuel Elizalde (HC +5) von Team Cilian drehte beim hochspannenden Match auf und war für die Verteidigung der Los Nocheros / Oeding Erdel nicht zu stoppen. 6:2 für Team Cilian lautete schließlich das Ergebnis. „Beide Teams haben auf einem verdammt hohen Niveau gespielt“, so Schneberger, der das Polopicknick mitveranstaltet. „Das Ding war nur, dass uns vor dem Tor die Coolness gefehlt hat und wir die sicheren Tore nicht gemacht haben. Insofern geht der Sieg für Cilian in Ordnung.“ Zuvor hatte sich Team SX Capital gegen Team Factory Hotel im Finale um die „kleinen“ Polopicknick-Trophäe, den Wooden Cup, mit 6 zu 3,5 durchgesetzt.

Ein schönes Trostpflaster auf die Wunde des verlorenen Finales dürften für Schneberger die Anfeuerungsrufe der Münsteraner Fans gewesen sein. Ein Beleg dafür, dass das Polopicknick es geschafft hat, Polo von elitären Klischees zu befreien und zu einem festen Bestandteil des westfälischen Lebensgefühls zu machen. „Es ist einfach klasse: Seit ein paar Jahren feuern uns die Münsteraner immer wieder nach vorne. Man spürt einfach die Identifikation der Zuschauer mit unserem Team. Da macht das Spielen gleich doppelt Spaß“, so Schneberger.
„Offenbar berühren wir mit unserer Veranstaltung die Münsteraner Seele. Mittlerweile gehört Polo einfach zu Münster – und Münster gehört zu Polo“, ergänzt Polopicknick-Geschäftsführerin Rhea Gutperle. Und tatsächlich fand sich auf der Picknickmeile vor dem Spielfeld bunte Vielfalt. Hier kam zusammen, was normalerweise selten zueinander findet: Sekt und Bier, Kaviar und Currywurst, Leinenhut und Schiebermütze. Das Polopicknick verband auch dieses Jahr Jung und Alt, Schnösel und Malocher, Couch-Potatoe und Sportfan.