Nach Berlin, Bremen und Ulm hielt der vorerst letzte Akt im nationalen Meisterschafts-Marathon kurze Wege bereit: Das Wattenscheider Lohrheidestadion war am vergangenen Wochenende Schauplatz der U23-DM. Die erfreuliche Bilanz des innerwestfälischen Wochenend-Trips für die LG Brillux: zwei Bronze-Medaillen und vier Top Acht-Platzierungen.
Noch am Freitag herrschte bei der LG Brillux Münster getrübte DM-Vorfreude. Eine veritable Krankheitswelle hatte insbesondere im Sprint-Team die Reihen gelichtet: Mit Jakob Bruns musste einer der Aufsteiger des Jahres passen, auch Gabriel Wusu hatte es erwischt. Nichts wurde so aus dem Vorhaben der männlichen 4×100 Meter-Staffel, als Drittplatzierter der Meldeliste in den Kampf um Edelmetall einzugreifen – Luka Herden verblieb für die ambitionierten Sprinter als Einzelkämpfer.
Einzelkämpfer Luka Herden mit Finaleinzug über dem Soll
Eben dieser Einzelkämpfer war es, der DM-Tag eins seinen Stempel aufdrückte: Zwei große „Qs“ wies die Anzeigetafel nach 10,72 Sekunden im Vorlauf und 10,66 Sekunden im Halbfinale für Luka aus – das Meisterschaftsziel Halbfinale hatte der 22-Jährige zu diesem Zeitpunkt bereits übererfüllt. Im Finale holte Luka beim dritten 100 Meter-Rennen innerhalb von vier Stunden dann nochmals alles aus seinem Körper heraus und stürmte in Saisonbestzeit von 10,65 Sekunden zu einem starken siebten Platz. Nach Bronze bei der Aktiven-DM als Schlussläufer der 4×100 Meter-Staffel lieferte Luka Herden damit bei seinem zweiten Saisonhöhepunkt die zweite Topleistung.
In einer der ersten Meisterschafts-Konkurrenzen waren zuvor Jens Kassebeer und Jari Bender in den 1500 Meter-Vorläufen erfolgreich gegen die Krankheits-Tristesse angelaufen: Beide zogen ins Finale ein und bescherten der LG Brillux die erhoffte Initialzündung. Disziplin-Aufsteiger Jens Kassebeer gelang dabei sogar das Kunststück, vom hintersten Platz des Vormelde-Tableaus in deutlichem Hausrekord (3:55,65 Minuten) zur sechstschnellten Zeit des gesamten Feldes zu preschen.
Bronze I: Maximilian Busse macht es im zweiten Versuch
An Tag zwei der U23-DM glänzte das Team der LG Brillux dann sowohl im technischen wie auch im Lauf-Bereich bronzefarben: In der Weitsprung-Konkurrenz zeigte sich Maximilian Busse gut erholt von seinen muskulären Problemen im Vorfeld der Titelkämpfe. Im zweiten Durchgang hob er bei nahezu idealem Rückenwind zu einem mächtigen Satz ab: 7,24 Meter gingen in die Ergebnislisten ein, Maximilian rangierte zunächst auf dem Silberrang. Die Konkurrenz antwortete in Durchgang drei: Während Jaron Boateng (TV Wattenscheid) mit 7,33 Metern vorbeizog, schrammte Kevin Brucha (LC Jena) um einen Zentimeter an der Vorgabe von Maximilian vorbei. In den Durchgängen vier bis sechs bissen sich die Verfolger vergeblich die Zähne am Podium aus, sodass Maximilian Busse in seinem ersten Jahr für die LG Brillux Münster über Bronze jubelte. „Maxi hat eine starke Leistung abgeliefert und ist in den Wochen vor der DM trotz Problemen cool geblieben“, kommentierte Sportwart Jörg Riethues die Bronze-Medaille.
Bronze II: Marco Sietmann mit weiterem Potenzial
Eine Medaille war im Vorfeld der Meisterschaften auch das erklärte Ziel von Hindernisläufer Marco Sietmann. Der 19-Jährige reiste mit der Empfehlung einer herausragenden 1500 Meter-Zubringerleistung (3:45,64 Minuten) an, die er vor gut zwei Wochen in Pfungstadt erzielt hatte. Die insofern folgerichtige Hoffnung auf ein verhaltenes Rennen mit schnellem letztem Kilometer wurde im Lohrheidestadion indes früh durchkreuzt: U20-Athlet Robin Müller (Topteam Thüringen) drückte vom Start mächtig aufs Tempo, Marco ließ bei heißer Witterung trotz gehörigem Respektabstand nach einem ersten Kilometer in 2:57 Minuten viel Kraft. Dem Antritt des späteren Deutschen Meisters Florian Zittel (LG Region Karlsruhe) konnte er auf Kilometer drei nichts entgegensetzen, zugleich war der Medaillenrang nie in Gefahr: In 9:25,78 Minuten überquerte Marco die Ziellinie als Dritter. Jörg Riethues: „Marco hat das Ziel Medaille souverän erreicht, ihm ist ein schöner Saisonabschluss geglückt. Gemessen an seinen sonstigen Saisonleistungen dürfte im nächsten Jahr aber durchaus noch mehr möglich sein.“
Im gleichen Rennen freute sich Jean-Benoît Merté, der sich aktuell zwischen den US-amerikanischen Universitäts-Semestern in Deutschland aufhält, über gute 9:58,54 Minuten und Platz fünf.
Starke weibliche Sprint-Staffel steigert sich um 1,3 Sekunden
Eine Gala-Vorstellung zeigte in Bochum-Wattenscheid die weibliche 4×100 Meter-Staffel: Als Vierzehnte der Meldeliste angereist, steigerten sich Berenike Paul, Ida Schwering, Maja Huesmann und Sarah Krämer um 1,3 Sekunden auf ausgezeichnete 47,46 Sekunden – in der Summe der beiden Zeitendläufe ging es bis auf Platz sieben nach vorne. „Die vier Mädels haben eine tolle Staffel mit klasse Wechseln gezeigt. Mit Ida Schwering und Maja Huesmann waren sogar zwei U20-Athletinnen Teil des Quartetts“, zeigte sich Jörg Riethues beeindruckt von der Leistung der Staffel und ihrem weiteren Potenzial.
Jens Kassebeer begeistert als Achter seinen Trainer
In der sonntäglichen Mittagshitze erwarteten Jens Kassebeer und Jari Bender in einem taktischen 1500 Meter-Finale die Antritte der Konkurrenz. Hellwach zeigte sich Jens Kassebeer, als an der Spitze die Post abging. „Die letzten 500 Meter von Jens waren der Wahnsinn“, war Trainer Riethues hellauf begeistert vom Auftritt seines Schützlings, der am Tag nach seiner formidablen Bestzeit in 4:01,59 Minuten einen tollen achten Platz belegte. Jari Bender kam eine halbe Sekunde darauf als Zehnter ins Ziel (4:02,19 Minuten).
Oskar Enseling vor Beginn des Abenteuers USA in den Top 10
Viel vorgenommen hatte sich über die 5000 Meter Oskar Enseling: Sein vorerst letztes Rennen auf deutschem Boden eröffnete er schnell – zu schnell, sodass er ab Kilometer drei zunächst büßen musste. „Oskar hat sich dann auf dem letzten Kilometer gefangen und in 15:10,44 Minuten als Neunter im Vergleich zur Meldeliste sechs Plätze gutgemacht“, war Jörg Riethues letztlich zufrieden. Auf Oskar wartet jetzt das Abenteuer USA: In zwei Wochen geht es für den 20-Jährigen nach North Carolina, wo er an der Universität Wingate mit einem Sportstipendium Psychologie studieren wird.
Pia Schlattmann erwischte eine Woche nach ihrem überraschenden fünften Platz bei den deutschen U20-Meisterschaften (1500 Meter) über die 800 Meter den mit Abstand langsamsten der drei Vorläufe. Obwohl Pia im Kräftemessen mit der bis zu vier Jahre älteren Konkurrenz vier Läuferinnen hinter sich ließ, reichten 2:14,79 Minuten nicht für den Finaleinzug über die Zeitregelung.
Quelle / Text / Foto: LG Brillux