Michael Holtkötter gehört zu DEN Gesichtern in Münster, wenn es um den Laufsport geht. Seine selbst gedrehten Runden auf der Sentruper Höhe sind unzählbar und als langjähriges Mitglied beim LSF Münster e.V. ist er dort auch als Trainer mit B-Lizenz im Einsatz. Wenn die Laufsportfreunde jährlich am 31. Dezember Münsters Silvesterlauf auf die Beine stellen, ist Holtkötter als Helfer hinter den Kulissen mit dabei. Wir treffen Michael Holtkötter zum Gespräch an der Laufbahn an der Sentruper Höhe, der „besten Sportanlage Deutschlands“, wie er meint…

Michael, wir stehen gerade auf der Sportanlage an der Sentruper Höhe. Warum ist aus deiner Sicht die Sentruper Höhe eine so tolle Sportanlage?

Für mich ist die Sentruper Höhe die beste Sportanlage Deutschlands! Ganz einfach, weil die Sentruper Höhe eine Anlage ist, die wirklich jedem offensteht. Ich muss weder Mitglied in einem Verein sein, noch zum Platzwart gehen und fragen, ob ich die Anlage nutzen darf, sondern kann einfach herkommen und meine Runden drehen. Es gibt kein Vorrecht für irgendjemanden, sondern alle dürfen die Anlage ganz demokratisch gleichermaßen nutzen. Ich kenne mittlerweile sehr viele andere Sportanlagen in Deutschland, aber etwas Vergleichbares zur Sentruper Höhe habe ich noch nirgends sonst gefunden. Es gibt sogar Licht auf der Laufbahn, das jeder ganz einfach per Knopfdruck einschalten kann. Schöner kann es doch kaum sein!

Du bist selbst seit mittlerweile 30 Jahren aktiver Läufer. Was ist deine Einschätzung: Wie hat sich der Laufsport in der Zeit verändert? Sind Läuferinnen und Läufer heute anders drauf?

Mit dem Laufen war es grundsätzlich nicht anders. Auch schon vor 30, 40 Jahren sind die Menschen hier sehr engagiert gelaufen und Gleichgesinnte haben sich auch damals schon schnell gefunden, sei es über Annoncen in der Tageszeitung oder Laufkurse. Wie Leute zusammenkommen, das hat sich verändert: Früher spielten die klassischen Vereine natürlich noch eine viel größere Rolle, Mitglied im Verein zu sein, war damals ganz normal. Heute finden sich gerade die jüngeren Menschen viel eher und viel schneller über die sozialen Medien. Das sind dann oft eher „Partygemeinschaften“, die beim Laufen auch Musik hören und die Herren sind manchmal selbst bei Minusgraden noch mit freiem Oberkörper unterwegs. Ich persönlich halte das für absoluten Blödsinn. Wie man das Laufen ganz grundsätzlich trainiert, ist aber im Grunde unverändert geblieben.

Stichwort Strava – glaubst Du, dass die App viele Menschen motiviert, dranzubleiben, ihr Training vielleicht sogar zu steigern?

Ich glaube schon, dass Strava Leute motiviert. Schauen wir mal zu den Kindern: Wenn die miteinander spielen, ist das für sie immer auch ein bisschen Wettkampf. Und wenn sie auf der Bahn laufen, wollen sie gewinnen: der Startschuss knallt und man dann sehen, wie sie alle losrasen. Dieser Wettbewerbsgedanke ist also von Kindheit an in uns angelegt. Auch, wer erstmal nur für sich selbst läuft, schaut früher oder später auf die Uhr und fängt – zum Beispiel über Apps wie Strava – an, sich mit anderen zu vergleichen.

Gerade die höheren Altersklassen sind bei Wettkämpfen und Laufsportveranstaltungen oft eher dünn besetzt. Wie schafft ihr es bei Laufsportfreunden, auch diese Altersklassen mitzunehmen?

Da kommt es letztlich auf passende, attraktive Angebote an. Anfangs waren wir ein reiner Lauftreff und erst mit der Zeit kamen bei manchen Wettkampfambitionen auf. Weil die mit einem Lauftreff kaum zu befriedigen sind, entstanden 1988 die Laufsportfreunde Münster als Verein. Ganz wichtig sind auch die sozialen Beziehungen, die mit der Zeit entstehen. Das ist ja auch etwas, was das Laufen ausmacht: Man kann dabei die ganze Zeit miteinander im Gespräch sein. Du bzw. Münster aktiv selbst hast doch auch einen offenen Lauftreff für Ü50 gegründet, oder?

Das stimmt. Wer mag, trifft sich mit uns immer samstags um 17 Uhr an der Coburg, wir laufen dann etwa 10 Kilometer.

Das ist doch eine super Sache. Und holt ja auch genau die ab, die vielleicht nicht bei Instagram und Co. unterwegs sind.

Kommen wir mal zum Silvesterlauf: Wie oft warst Du selbst schon dabei?

Als Helfer bestimmt über 30 Mal. Helfende Hände sind ja bei jeder Laufveranstaltung gefragt und da ich selbst so oft als Teilnehmer bei Läufen am Start war, wollte ich auch mal etwas zurückgeben und mit anpacken. Danach bin ich immer erstmal ziemlich erledigt, wenn ich nach Hause komme, um Null Uhr bin ich aber meistens wieder so fit, dass ich den Jahreswechsel noch mitfeiern kann.

Worauf können sich die Teilnehmenden beim diesjährigen Silvesterlauf freuen?

Der Lauf erfreut sich immer größerer Beliebtheit. In einem Jahr lag die Höchsttemperatur bei -13°C und trotzdem kamen eintausend Läufer. Wir hatten auch schon Schnee und Glatteis und trotzdem konnten wir den Lauf mit gutem Gewissen stattfinden lassen. Und das ist genau das Schöne am Silvesterlauf: Die Menschen kommen, um gemeinsam zu laufen, ganz egal, wie die äußeren Bedingungen sind. Für viele ist der Silvesterlauf der einzige Wettkampf im Jahr, aber das eben jedes Jahr aufs Neue. Diese besondere Atmosphäre, die ein so großer Volkslauf hat, wissen auch viele Spitzensportler zu schätzen, eben weil auf der Strecke sehr gemischte Lauffelder entstehen. Das Laufen bringt Menschen zusammen und das wird sicher auch 2023 wieder ein richtig tolles Erlebnis.

Foto: Carsten Sprung (on the road) / privat
Text: Sabine Roters / Viola Grötz