Die Spezies Couchpotato ist auch außerhalb der Coronakrise weitverbreitet. Jetzt aber umso mehr, da sämtliche Angebote von Sportvereinen und kommerziellen Anbietern flachfallen, um der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. Auch der Sportunterricht entfällt, da die Schulen geschlossen sind. Doch was tun? Schließlich ist Bewegung der Motor für einen gesunden Geist und Körper.

Münster aktiv im Gespräch mit Thomas Michel, Sportdezernent der Bezirksregierung Münster.

Seit 2008 sind Sie als Sportdezernent tätig und kümmern sich unter anderem um Lehrerfortbildungen, Schulsport, Sportstätten und auch die Förderung des Leistungssports, und das im ganzen Münsterland. Ich vermute, Corona hat jetzt auch Ihren Alltag auf den Kopf gestellt.
Ja, absolut. Wir müssen uns auf die neue Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen mit unserem Schulsport umstellen.

Sie arbeiten jetzt im Homeoffice?
Nein, ich persönlich fahre noch in die Behörde und arbeite von meinem Büro aus. Aber Sie haben Recht, einige Kolleginnen und Kollegen sind im Homeoffice.

Foto: Thomas Michel – Bewegung, Spiel und Sport in Zeiten der Corona

Nach den ersten Tagen der Schockstarre Corona haben Sie sich aber abgeschüttelt und dem Bewegungsmangel den Kampf angesagt.
Kopf in den Sand stecken ist eben nicht meine Art. Schnell wurde mir klar, dass gehandelt werden muss, damit die Kinder daheim Ablenkung haben und auch dort auf ein Sportangebot zugreifen können. 

… und innerhalb von wenigen Tagen entstand so www.digitalersport.de. Mit wie vielen Leuten haben Sie die Website auf die Beine gestellt.
Für die Technik sind zwei Leute zuständig. Das Redaktionsteam hingegen besteht aus den rund 30 Beraterinnen und Berater im Sport der Bezirksregierung Münster.

Können Sie kurz und knapp sagen, was die Nutzer auf Ihrer Website erwartet?
Die Website ist quasi wie ein Wandregal aufgebaut, in dem die Sportangebote nach unterschiedlichen Themen gegliedert sind: Hier findet man unterschiedlichste Bewegungsangebote zu Fußball, Basketball, Tanz, Yoga, Entspannung, Fitness & Workout und vieles mehr.

Für wen ist die Website gedacht?
In erster Linie richtet sich unser Angebot an Kinder und Jugendliche allen Altersklassen, für Jungen und Mädchen. Die Eltern dürfen aber natürlich mal reingucken und mitmachen.

Wie ist bisher die Resonanz?
Wir sind total erstaunt, wie gut das Angebot angenommen wird. Die Website ist jetzt 7 Tage online und wir konnten bereits rund 60.000 Zugriffe verbuchen. Damit haben wir nicht gerechnet und sehr zufrieden.

Wie oft gibt es ein Update, bzw. kommen neue Angebot dazu?
Etwa alle 1-2 Tage

Was muss ich tun, wenn ich selbst einen Kurs anbieten möchte?
Jeder, der möchte, kann mir ganz unbürokratisch eine E-Mail schicken: thomas.michel@bezreg-muenster.nrw.de . Die Zusendungen werden jedoch nicht blind online gestellt, sondern vorab einem Qualitätscheck unterzogen, damit wir den Interessen der Kinder und Jugendlichen auch gerecht werden können. Manche Verlinkungen sprechen doch eher den erwachsenen Vereinssportler an, der seinen Pilateskurs nun online absolvieren möchte.

Muss ich etwas dafür zahlen?
Nein, dies ist ein kostenfreier Service der Bezirksregierung Münster.

Welches Angebotes von www.digitalersport.de ist Ihr persönlicher Favorit?
Einen Favoriten kann ich im Moment gar nicht benennen, da ich von den vielen Ideen, die es da jeden Tag zu entdecken gibt, begeistert bin. Aber eine Sache ist besonders interessant. Ein ehemaliger Schüler der Gesamtschule Berger Feld und Bundesligaspieler von Schalke 04 Ahmed Kutucu, hat als erster sich bereit erklärt, einige Ballübungen für die kleinen Fußballfans vorzustellen. Er hat sich in sein Zimmer zu Hause gestellt und losgelegt. Eine sehr authentische und liebenswerte Geste.

Wie haben Sie sich vor der Coronakrise fitgehalten? Sie sind eher der Typ Freizeitkicker, einmal mit dem Rennrad zum Longinusturm oder rund um die Promenade?
Ich laufe in der Tat 3 bis 4 Mal die Woche um die Promenade oder den Aasee, sonst gehe ich auch gerne mal ins Fitnessstudio, aber die sind ja derzeit geschlossen.

Welche Erfahrungen nehmen Sie mit aus der Pandemie?
Dass wir mit Nachdruck an der Digitalisierung der Schulen arbeiten müssen. Längst haben nicht alle Kinder jetzt in der Coronakrise Zugang zu einem Endgerät, es gibt immer noch weiße Flecken auf der Landkarte – das darf nicht sein, und damit sollten wir uns nicht abfinden.

Wenn wir die Coronakise jetzt nicht hätten – was würde aktuell auf Ihrer Agenda stehen?
Der Spatenstich für die neue Dreifachhalle vom Pascal-Gymnasium als NRW-Sportschule, die wir mit 80 Prozent Landesförderung in Münster bauen. Außerdem arbeiten wir mit der Westfälischen Wilhelms-Universität zusammen, um das Thema „Wie fördert Bewegung das Lernen“ nach vorne zu bringen.

Was machen Sie Ostern?
Ostern werde ich in Münster und Umgebung zu Fuß und auf dem Rad verbringen, die Zeit zur Entspannung nutzen und das eine oder andere Buch aus dem Regal nehmen.