Die Redaktion von Münster aktiv hat Luca Heerdt getroffen – nach dem Chiemsee- und vor dem Sparda-Münster City Triathlon. Er ist 23 Jahre, Triathlet, kommt aus Steinfurt und startet am 14. Juli für das Team Weicon TriFinish Münster.

MS aktiv: Luca, an wie vielen Rennen nimmst du etwa im Jahr teil?

Luca: Das kann man so pauschal gar nicht mehr sagen. Früher waren es eindeutig mehr als jetzt. Das liegt daran, dass man im Triathlon unterschiedliche Distanzen absolvieren kann. Während ich früher eher auf den kürzeren Distanzen, wie der Sprintdistanz  und der Olympischen Distanz unterwegs war, habe ich meinen Fokus in den letzten beiden Jahren mehr auf die Mitteldistanz gelegt. Je kürzer die Distanz ist, desto schneller kann ich regenerieren und mehr Rennen im Jahr absolvieren. Jetzt,würde ich schätzen, bestreite ich ca. 8-10 Rennen im Jahr.

MS aktiv: Was glaubst du, wie lange hast du noch Lust, dich immer so zu „quälen“ – ist dein Körper noch nicht müde?

Luca: Mit meinen 23 Jahren bin ich noch ein „Küken“ auf der Mitteldistanz. Das heißt, ich sollte meine beste Zeit noch vor mir haben. Zudem ist es so, dass der Körper sich an alles gewöhnt, auch an das harte tägliche Training. Dies gehört mittlerweile so zu meinem Alltag, dass es sich komisch anfühlt, einen Tag mal nicht zu trainieren. Natürlich habe ich auch Tage, an denen ich absolut keinen Bock habe, aber dann ist es wichtig, trotzdem durchzuziehen, denn mein Coach plant die Trainingseinheiten so, dass alles aufeinander aufbaut. Außerdem: Je mehr man sich im Training quält, desto leichter fallen einem die Wettkämpfe!

MS aktiv: Wie findest du bei dem vielen Training einen Ausgleich, sprich: womit verwöhnst du deinen Körper?

Luca: Teilweise finde ich sogar einige Trainingseinheiten sehr „erholend“. Zum Beispiel eine lockere Runde Radfahren nach einem harten Wettkampf kann für die Beine sehr regenerierend sein, um das Laktat aus der Muskulatur abzubauen.
Grundsätzlich liebe ich es aber auch, Aktivitäten mit Freunden zu unternehmen, letztens waren wir zum Beispiel Erdbeeren pflücken, oder einfach einen Abend auf der Couch zu verbringen.

Triathlet Luca Heerdt – Foto: Franziska Schmidt

MS aktiv: Alkohol und Schokolade – ein No-Go für dich?

Luca: Tendenziell lehne ich diese „Leckerbissen“ nicht ab. Wenn ich das Verlangen danach habe, dann genehmige ich sie mir auch. Dabei sind vor allem die Menge und der Zeitpunkt entscheidend. Über den Winter, wenn wenige bis keine Wettkämpfe anstehen, kommt es eher vor, dass ich mal Alkohol trinke. Im Sommer probiere ich, darauf größtenteils zu verzichten, weil größere Mengen das Training und die Form enorm beeinflussen. Bei Schokolade achte ich auf einen hohen Kakaoanteil. Wegen des geringeren Zuckergehalts ist sie einfach gesünder für den Körper.

MS aktiv: Welche Disziplin beim Triathlon magst du am liebsten?

Luca: Gerade der Mix aus den drei Sportarten macht den Triathlon ja interessant und deshalb würde ich sagen, absolviere ich alle drei am liebsten direkt hintereinander. Uns Triathleten wird ja auch immer gesagt, dass wir keine der drei Sportarten „richtig“ können (lacht).
Aktuell ist aber das Laufen bei mir am stärksten und auch im Training kann ich dort am einfachsten mal abschalten.

MS aktiv: Wie oft bist du schon in Münster gestartet?

Luca: Obwohl ich schon seit 2012 bei TriFinish Münster im Verein bin, komme ich erst auf 2 Starts beim Sparda-Münster City Triathlon. Diese habe ich in den letzten beiden Jahren gehabt, als die 1. Triathlon Bundesliga in Münster ausgetragen wurde.

MS aktiv: Was ist das Besondere für dich in Münster?

Luca: Besonders ist das Rennen für mich, da es vor heimischer Kulisse stattfindet. Es werden wieder viele Menschen an der Strecke stehen und mich anfeuern, die ich kenne. Also Familie, Freunde, Verwandte und Bekannte. Außerdem ist es für mich besonders, weil ich für den Sonntag vom Verein vom Helfen freigestellt werde. Das ist nicht selbstverständlich und daher möchte ich auch hier schon einmal den Leuten und vor allem unserem Helferteam danken, die am Renntag dafür sorgen, dass zahlreiche Athleten einen reibungslosen Wettkampf absolvieren können.

MS aktiv: Welche Zeit nimmst du dir in diesem Jahr vor?

Luca: Die Zeiten spielen für mich eher eine untergeordnete Rolle, da jedes Rennen dann doch irgendwie anders abläuft. Über einen Sieg in Münster vor heimischer Kulisse würde ich mich sehr freuen. Die anderen Athleten werden dabei aber sicherlich ein Wörtchen mitreden und mir das Leben schwer machen wollen. Daher wird es keine leichte Aufgabe und ich werde alles geben müssen.

MS aktiv: Wenn du dir das Wetter für den SMCT selbst aussuchen dürftest, was würdest du dir dann wünschen?

Luca: Das Wetter ist ein Faktor, den man selbst nicht beeinflussen kann. Deshalb sollte man sich die Prognosen für den Wettkampftag genau anschauen und darauf vorbereitet sein. Ich selbst habe aber auch schon Rennen erlebt, bei denen am Wettkampftag 35 Grad und Sonne vorhergesagt waren und dann über Nacht ein Temperatursturz stattgefunden hat. Am Wettkampftag selbst war es dann regnerisch, stürmisch und wir hatten nur 20 Grad. Vor 2 Jahren am Chiemsee war dies der Fall.
Da ich grundsätzlich bessere Rennen bestreite, wenn es nicht ganz so warm ist, würde ich mir für den SMCT 18-22 Grad und Sonne wünschen.

MS aktiv: Du hattest gerade schon den Chiemsee Triathlon erwähnt. Vor zwei Jahren lief es dort nicht so gut für dich, war es dieses Jahr besser?

Luca: In diesem Jahr war es tatsächlich eine Hitzeschlacht. Das Schwimmen lief für mich überragend. Auf Grund der hohen Wassertemperatur war das Schwimmen mit Neoprenanzug verboten. Also mussten alle im Einteiler Schwimmen. Ich konnte mich direkt zu Beginn an die Spitze des Feldes setzten und das Rennen kontrollieren. Nach knapp 600m hat mich dann Michael Raelert überholt. Ich biss mich hinter ihm fest und stieg nach 2km mit ihm zusammen aus dem Wasser. Als Erster wechselte ich auf das Rad und konnte das Rennen die ersten 10km anführen. Anschließend schwanden leider meine Kräfte und ich musste dem hohen Angangstempo und dem heißen Wetter Tribut zahlen. Sowohl Michael als auch vier weitere Athleten überholten mich noch auf dem Rad, sodass ich als sechstes in die Laufschuhe wechselte. Schnell konnte ich den fünften Mann überholen und machte Runde für Runde (insgesamt gab es 4) Zeit auf die Athleten vor mir gut. Am Ende der dritten Runde hatte ich nur noch 10 Sekunden Rückstand auf Platz 4 und ca. 1:30min auf Platz 3. Leider ging es von da an für mich selbst nur noch um den Kampf,ins Ziel zu kommen. Das warme Wetter brachte mich dazu,einige Meter gehen zu müssen und ich dachte 2 Kilometer vor dem Ziel, das ich es nicht mehr erreichen werde, weil ich kurz vorm Dehydrieren war. Letztlich habe ich es dann doch irgendwie geschafft und konnte noch den 5. Platz ins Ziel retten.

MS aktiv: Du hast das Thema der Dehydration gerade selbst angesprochen. Wie konntest du diesen Zustand vermeiden?

Luca: In meinem Rennen habe ich sehr darauf geachtet, frühzeitig viel Flüssigkeit zu mir zu nehmen. Bereits auf dem Rad habe ich um die 2 Liter getrunken. Beim abschließenden Lauf dürfte es ähnlich viel gewesen sein. Außerdem habe ich probiert, meinen Körper von außen mit Wasser zu kühlen und es mir ständig über den Kopf geschüttet. An jeder Verpflegungsstelle habe ich genommen, was ich zu greifen bekommen habe. Sogar einige Anwohner haben mit Gartenschläuchen die Athleten nass gespritzt, um sie zu kühlen. Das habe ich so noch nie erlebt.

Vielen Dank für das Gespräch Luca!