Miriam Zirk kam beim diesjährigen Marathon in Münster als schnellste deutsche Frau ins Ziel. 2:44:31 Stunden war sie unterwegs und verbesserte damit ihre persönliche Bestzeit um glatte zwei Minuten und 25 Sekunden. Die 27-Jährige trainiert zusammen mit David Schönherr bei den Laufsportfreunden Münster / LSF und stand bereits beim Hiltruper Halbmarathon mit 1:18:36 ganz oben auf dem Podium.

2000 Euro gab es für Dich beim Münster-Marathon „Cash auf die Täsch“. Was hast Du mit dem Geld gemacht? Schon alles ausgegeben?
Ich habe mir ein paar Laufschuhe gekauft.

Okay, die kosten Pi mal Daumen 150 Euro.
Stimmt. Ich überlege mir noch was ich damit machen kann, irgendwas Besonderes.

Foto: Miriam Zirk (rechts) und David Schönherr (links) im Ziel vom Münster Marathon 2019

Wie viele Laufschuhe schaffst Du pro Saison an?
Etwa drei bis vier Paar. Im ständigen Gebrauch sind acht bis zehn.

Wie ist das bei Dir mit dem Aberglauben? Hast Du ein ganz bestimmtes Paar Laufschuhe, das Du nur beim Wettkampf trägst? Quasi als Glücksbringer?
Ja, irgendwie schon. Es müssen natürlich Wettkampfschuhe mit entsprechender Dämpfung sein. Aber ich gucke mir schon Laufschuhe aus, mit denen ich in einem vorherigen Lauf eine tolle Zeit geschafft habe.

Kannst Du gut Laufschuhe wegwerfen?
Nicht gut. Besonders die, mit denen ich einen Marathon gelaufen bin. Die stehen oft noch lange im Schrank, auch wenn sie ausgedient haben. Ich hänge an ihnen.

Hast Du einen Sponsor?
Nein, gar nicht. Die Schuhe und Klamotten kaufe ich mir selbst.

Anmerkung der Redaktion an dieser Stelle: Das kann doch nicht sein, dass Miriam keinen Sponsor hat! Also, wer diese tolle Frau fördern möchte, darf sich gerne melden.

Du kommst aus Münster?
Jein. Ich habe als Kind bis zu meinem 8. Lebensjahr in Münster gewohnt und lebe jetzt in Sendenhorst. Nach dem Abitur war ich in Neuseeland und habe danach in Holland und München studiert.

Was studierst Du?
Mit dem Studium bin ich seit einem Jahr fertig, ich habe erst Physiotherapie, danach Diagnostik und Training im Sport studiert. Jetzt arbeite ich im Institut für Sportwissenschaften in Münster.

Hast Du ein Vorbild?
Eigentlich nein. Ich gucke mir aber schon von verschiedenen Profi-Läufern Eigenschaften ab. Zum Beispiel wie sie mit Druck umgehen.

Kennst Du Andreas Klose?
Tatsächlich habe ich ihn vor ein paar Monaten kennengelernt. Er hat mir zum entscheidenden Zeitpunkt sehr geholfen fit zu werden und hat mich dabei mental super unterstützt.

Was hat Andreas Dir mit auf den Weg gegeben?
Dass es super wichtig ist, einen Fokus im Training und im Wettkamp zu finden und mir die Frage zu stellen, warum mache ich das, warum will ich das? Aber besonders während eines Laufs, wenn es in eine schwere Phase geht, kann ich mich dadurch besser motivieren und meine Leistung abrufen.

Wie schaffst Du es im Wettkampf in den Flow zu kommen, Deinen Rhythmus zu finden?
Mein Herz schlägt vor dem Start wie wild und ich bin sehr aufgeregt. Aber sobald der Startschuss fällt, legt sich das und nach zwei, drei Kilometern komme ich zur Ruhe: Ich merke, alles ist gut und es fühlt sich rund an. Ich konzentriere mich darauf, gleichmäßig zu laufen und das Tempo zu finden. Wenn ich den richtigen Tritt gefunden habe, passiert das dann alles automatisch.

Brauchst Du Zuschauer am Streckenrand?
Ja, absolut. Ich konzentriere mich zwar während des Laufs total auf mich, aber die Zuschauer geben mir immer noch einen Extrakick.

Hattest Du in Münster einen Pacemaker?
Michi Wilms aus unserer Trainingsgruppe begleitete mich bis Kilometer 31. Der hat mir auch geholfen, das gleichmäßige Tempo zu finden.

Was machst Du im Winter?
Dann steht Erholung und Grundlagentraining auf dem Programm. Ich tue alles dafür, dass mein Körper sich gut generiert und baue ihn strukturiert für die neue Saison auf.

Welche Ziele hast Du für 2020?
Ich möchte natürlich nicht langsamer werden! Schneller laufen ist mein Ziel. Welche Zeit drin ist, kann ich meist aber erst sechs Wochen vor einem Marathon abschätzen. Je nachdem, wie das Training funktioniert.

Welche Läufe stehen im nächsten Jahr an?
Im Frühjahr werde ich beim Marathon in Hannover starten, zusammen mit den Leuten aus meiner Trainingsgruppe. Und dann Berlin. Berlin ist die schnellste Strecke der Welt und da kann man natürlich nochmal mehr rausholen.

Münster auch?
Vermutlich nicht. Da die Events zeitlich zu dicht beieinander liegen. Das wäre total unvernünftig. Vielleicht laufe ich bei einer Staffel. Mal gucken. Ich habe total viel Bock hier zu laufen, weil Münster wie ein Heimspiel für mich ist.

Ist der Marathon in New York ein Traum von Dir?
Nein, obwohl dieser sicherlich ein großartiger Lauf ist, den ich auch mal laufen werde. Doch er steht auf der Traumliste nicht ganz oben.

Sag mal, wird dir nie langweilig beim Marathon? Eine normale Hobbyläuferin ist, sag ich mal, rund 4 Stunden unterwegs – eine lange Zeit.
Stimmt. Ich bin zum Glück nicht so lange auf der Strecke (lacht) und ein Marathon ist super spannend. Mir wird es tatsächlich beim Laufen nie langweilig. Aber ich muss zugeben, dass ich auch mal Tage im Training mit wenig Bock habe und denke: Jetzt noch 10 Kilometer, wie schrecklich. Ich finde es aber eigentlich total schön beim Laufen draußen, so in der Natur zu sein – da kann mir gar nicht langweilig werden.

Gibt es in Münster gute Trainingsmöglichkeiten?
Ja, auf jeden Fall. Am Horstmarer Landweg und auf der Sentruper Höhe sind gute Anlagen und man ist schnell raus aus der Stadt und kann gut auf Feldwegen trainieren.

Wie belohnst Du dich nach einem Marathon?
Gerne mit einem tollen Essen. Ich genieße es dann wieder zuhause zu sein und was Leckeres zu kochen.

 Gehst Du oft auf die Waage?
Nein, nur ab und zu. Ich merke selbst, wenn ich 1-2 Kilos mehr oder weniger wiege.

Wie oft in der Woche läufst Du in der Saison?
Täglich. Alle 3-4 Wochen mache ich auch mal einen Tag Pause oder ich fahre Rennrad. Aber grundsätzlich steht täglich eine Trainingseinheit auf dem Programm.

Du bist jetzt in Münster gelaufen, wie viele Marathons bist Du denn in diesem Jahr insgesamt gelaufen?
Vier. Zwei im Training, den jetzt in Münster und davor im Frühjahr in Düsseldorf.

Man sagt, einen Marathon zu laufen ist nicht gesund.
Ich weiß, aber vor allem ist es ungesund, wenn man sich nicht vernünftig vorbereitet. Das Training macht mir aber vor allem super viel Spaß und ist für den Körper kein Problem, wenn er strukturiert vorbereitet wird. Eine Langdistanz – wie ein Marathon – steht ja nur selten auf dem Programm.

Sehen wir Dich beim Advents- und Silvesterlauf in Münster?
Leider in diesem Jahr nicht.

Stichwort Konstanze Klosterhalfen. Kannst du Dir vorstellen, Vollprofi zu werden und wie sie in die USA zu ziehen, um dort zu trainieren?
Profi zu werden klingt reizvoll, keine Frage. Aber mein Leben besteht aus mehr als nur Sport und ich möchte andere Lebensbereiche auf keinen Fall für das Laufen komplett aufgeben, das ist schon gut so, wie es jetzt ist.

Bist Du heute schon gelaufen?
Ja, heute bin ich schon früh raus, davor noch Stabi-Training – morgens trainiere ich am liebsten.

 

*Andreas Klose, Westfälische Wilhelms Universität-Münster, Institut für Sportwissenschaften