Nachhaltigkeit im Sport – das klingt gut! Aber: Was ist Nachhaltigkeit eigentlich genau und wie kann sie, zum Beispiel bei Sportgroßveranstaltungen oder im Verein, ganz praktisch erreicht werden? Am vergangenen Dienstag, 22.08., hatten Vamos e.V. und Debatte e.V. Münster zu einer gemeinsamen Diskussionsveranstaltung eingeladen, um genau diese Fragen zu klären. Zwei Stunden lang gab es Impulsvorträge von Expert*innen und anschließend Raum, das Thema auch im Gespräch unter den Teilnehmenden anzugehen.
Drei Dimensionen von Nachhaltigkeit
Den Auftakt machte Benjamin Zeise vom Verein Sport handelt fair e.V., der den Teilnehmenden das sogenannte Dreieck der Nachhaltigkeit erklärte: Dabei spielen die drei Faktoren Ökonomie, Ökologie und soziale Gerechtigkeit zusammen. Michael Brinkmann, Initiator des Volksbank Münster Marathons, griff den Ball auf und legte dar, wie diese drei Dimensionen von Nachhaltigkeit beim Münster Marathon schon heute berücksichtigt werden:
So sind die Führungsfahrzeuge allesamt elektrisch angetrieben, Trinkbecher bestehen aus Recycling-Material, Waren werden in Großverpackungen bestellt, das Teilnehmer-Management läuft ausschließlich digital und nicht verbrauchte Verpflegung wird nach dem Marathon an gemeinnützige Institutionen gespendet. „Außerdem unternehmen wir noch eine ganze Menge mehr, um immer nachhaltiger zu werden“, so Brinkmann. An manchen Stellschrauben ließe sich aber eben nur schwer, oder gar nicht drehen. Etwa in Sachen Medaillen: Hier habe sich gezeigt, dass die Teilnehmenden nach dem Marathon auf eine Auszeichnung aus Metall bestehen – alternative Materialien wie etwa Holz würden von den Läufer*innen kaum akzeptiert.
Nachhaltigkeit fängt bei den Kleinen an
Julia Wlasak, Gründerin von Move4Sustainability, lenkte den Fokus an diesem Abend weg von den großen Sportevents, hin zu Aspekten von Nachhaltigkeit im Vereinsleben und im Sportunterricht. Mit Move4Sustainability bietet sie hier für Interessierte entsprechende Workshops und Vorträge an. Mit Blick auf Nachhaltigkeit im Sportunterricht schloss sie: „Es beginnt im Kleinen und eben auch mit den Kleinen“. Wie Nachhaltigkeit im Sportverein ganz praktisch umgesetzt werden kann, war auch Thema im Impulsvortrag von Michael Schmitz vom Stadtsportbund Münster. Denn der hat längst nicht nur die eigene Geschäftsstelle in Sachen Nachhaltigkeit auf den Prüfstand gestellt, sondern setzt auch auf entsprechende Skaleneffekte für die gut 200 Mitgliedsvereine des SSB. So habe man etwa mittlerweile einen Rahmenvertrag mit den Stadtwerken geschlossen, von dem alle SSB-Mitgliedsvereine profitieren, indem sie Ökostrom zu einem günstigen Tarif einkaufen können. „Dadurch werden im Jahr mehr als 800 Tonnen CO2 eingespart“, so Schmitz.
Bitte kein Greenwashing – Nachhaltigkeit bei den Preußen
Wie das Thema Nachhaltigkeit bei den Preußen angegangen wird, wusste Ole Kittner, Ex-Spieler und Geschäftsführer des SCP für Marketing, Strategie und Kommunikation, zu berichten. „Uns ist es wichtig, Nachhaltigkeit von vornherein strategisch anzugehen“, so Kittner, „wir wollen ja nicht einfach nur Greenwashing betreiben, sondern wirklich etwas verändern“. So würden im Verein momentan sämtliche Abteilungen auf den Prüfstand gestellt: Was ist jeweils der Status Quo in Sachen Nachhaltigkeit und was ist der erste richtige Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit? Ein Aspekt ist dabei zum Beispiel das Thema Mobilität.
„Das Fahrrad ist für uns Verkehrsmittel Nummer eins“, so Kittner, „es ist doch super, wenn unser Markenzeichen ist, dass bei uns die Hälfte des Publikums mit dem Rad zum Spiel kommt“. Das Thema nachhaltige Mobilität werde deshalb auch bei der Planung des Stadionneubaus berücksichtigt. „Uns ist immer auch der Austausch ganz wichtig“, so Kittner weiter, „damit man nicht immer nur auf sich selbst schaut, sondern auch Input von anderen bekommt. Und dann muss man eben manchmal auch den Finger in die Wunde legen“.
Reizthema Stadionwurst
Eine dieser Wunden: das Reizthema fleischlose Alternativen im Stadion. Was medial immer wieder für wilde Verwünschungen sorgt, gehen die Expert*innen der Diskussionsrunde an diesem Abend aber ganz sachlich an – vegetarische und vegane Alternativen seien mittlerweile ein Muss, wenn man allen Zuschauer*innen ein gastronomisches Angebote machen wolle, gleichzeitig müsse man aber eben auch vermitteln, dass keinem die klassische Fleisch-Bratwurst verboten wird. „Und dann müssen eben auch Vereine vorangehen und einfach mal machen“, so Mario Heinemann vom SC Preußen Münster.
Was sich im Großen und im ganz Kleinen auf dem Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit im Sport machen lässt, diskutierten die knapp 30 Teilnehmenden im Anschluss. Reger Austausch, der ja vielleicht auch den Anstoß für die ein oder andere ganz praktische Maßnahme für noch mehr Nachhaltigkeit in Münsters Sportszene sorgen kann…
Quelle Text: Münster aktiv
Quelle Bild: Vamos e.V.