Nicolas Kiefer im Gespräch mit der Redaktion zum Thema Bärchen-Cup:  

Aufgrund Ihrer Tätigkeit und Vita haben Sie sehr viel Erfahrung im Training mit Kindern und Jugendlichen. Wie schulen Sie den Kampfgeist? Die Ablenkung ist heutzutage durch das Internet doch sehr groß.
Das stimmt, die Ablenkung ist groß, doch es gibt auch Kinder, die sich freuen, wenn sie Sport machen dürfen. Wenn sie nach der Schule zum Training kommen, bringen sie schon einen gesunden Ehrgeiz mit. Da merkt man, die wollen das unbedingt. So etwas kann man nicht beibringen. Und dann macht es auch besonders viel Spaß zu unterrichten und Erfahrungen weiterzugeben.

Nicolas Kiefer zum Bärchen-Cup – Foto: www.nicolas-kiefer.de

Gibt es Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen?
Nein, eigentlich nicht. Ich unterrichte Jungen und Mädchen von der U10 bis zur U18. Natürlich ist die biologische Entwicklung des Körpers unterschiedlich, mal sind die Jungen und mal die Mädchen weiter, aber es ist auch schön, diese Entwicklung mitanzusehen.

Mit wie vielen Jahren standen Sie selbst zum ersten Mal auf dem Tennisplatz?
So etwa mit 7 Jahren.

Was ist der größte Unterschied zu heute?
Ganz sicher die Trainingsbedingungen und das Material. Ich hatte als Beispiel noch einen Holzschläger. So etwas kennen die Kids heute gar nicht mehr.

Wie sah das Training damals aus?
Das hat sich im Grundsätzlichen nicht viel geändert, Grundlagentraining stand im Vordergrund. Ich habe aber auch viele Jugendturniere gespielt.

Auch den Bärchen-Cup?
Nein, den gab es damals noch nicht. Angefangen hat meine sportliche Laufbahn – wenn man das so nennen kann – aber eigentlich mit Fußball, danach kam Tischtennis und dann erst Tennis. Erst spät habe ich mich auf Tennis konzentriert, so mit 13-14 Jahren. Ich habe immer viel Sport gemacht, war aber ziemlich vielseitig unterwegs.

Kicken Sie heute noch?
Ja, total gerne. Aber ich spiele auch leidenschaftlich Golf.

Was hat sich für Sie als Trainingsmethode bewährt?
Grundsätzlich ist wichtig, dass Kinder Spaß am Sport haben und gerne zum Training kommen. Dazu gehört aber auch, dass Kinder nicht nur Tennisspielen, sondern auch andere Sportarten ausprobieren sollten wie Basketball, Fußball oder Hockey und sich nicht nur auf Tennis stürzen. Das Training darf keine Qual sein.

Worauf kommt es im Umgang mit jungen Menschen an?
Man sollte immer vor Augen haben, dass Kinder keine Maschinen oder Roboter sind. Daher: Kinder auch Kinder sein zu lassen ist von großer Bedeutung.

Ein Sprung in Ihre aktive Zeit, in die Kabine vor einem Turnier. Wie muss ich mir das vorstellen? Waren Sie sehr nervös? Was haben Sie gegen Lampenfieber gemacht?
Da gibt es kein Patentrezept. Ich habe mich früher immer gerne mit meinem Team zurückgezogen, ein bisschen gequatscht, Musik gehört oder Karten gespielt. Ich war dann aber immer auch froh, wenn es endlich auf den Platz ging, um umzusetzen, was ich trainiert habe.

Was raten Sie den Kids beim Bärchen-Cup?
Lampenfieber und Druck entstehen bei den Kleinen natürlich auch deshalb, weil die ganze Familie zuguckt: Omi, Opi, Eltern und Geschwister. Und gerade vor denen wollen sie dann erfolgreich spielen. Ich sage meinen Schützlingen immer: Habt Spaß auf dem Platz! Klar, es ist toll, wenn ihr heute gewinnt. Aber viel wichtiger ist der Weg, den ihr bisher gemacht habt, um hier zu spielen.

Waren Sie in der Jugend schon erfolgreich?
Ich war ein ganz durchschnittlicher Spieler. Einmal war ich Deutscher Meister in der Jugend, mehr habe ich auch nicht geschafft.

Welches Turnier war für Sie gefühlt das schönste Ihrer Laufbahn?
Eines der schönsten Turniere war sicherlich das ATP-Turniers 1999 in Hannover. Zwar habe ich damals im Halbfinale gegen Pete Sampras verloren. Aber in der Heimatstadt eine Weltmeisterschaft zu haben und dabei zu sein, war gigantisch. Und natürlich auch das Olympische Turnier 2004 in Athen mit der Finalteilnahme von Rainer Schüttler und mir im Doppel.

1997 standen Sie in Wimbledon im Viertelfinale.
Das war mein Durchbruch. Im gleichen Jahr zog ich mir allerdings noch eine Verletzung beim Internationalen Weissenhofturnier in Stuttgart zu: Umgeknickt, Bänderriss – im Fuß war alles kaputt und am nächsten Tag musste ich direkt operiert werden. Ich dachte: Das war`s dann mit meiner Tenniskarriere.

Da sind einige Tränen geflossen.
Sehr viele sogar und ich dachte: Gut, dass ich Abitur gemacht habe. Wer weiß, wie es weitergeht. Zum Glück war ich immer sehr ehrgeizig und diszipliniert und konnte mich so wieder aus dem Loch rausarbeiten. Das sage ich auch immer den Kids: Wenn man ein Ziel erreichen will und daran glaubt, kann man es auch schaffen.

Welche Rolle haben Ihre Eltern für Ihre Karriere gespielt?
Eine sehr große, ohne meine Eltern hätte ich es nie soweit geschafft und ich bin ihnen bis heute sehr dankbar für ihre unermüdliche Unterstützung. Meine Mutter hat mich damals tagtäglich direkt nach der Schule zum Training gefahren. Im Auto habe ich gegessen, Schularbeiten gemacht und Vokabeln gelernt. Um Acht Uhr war ich wieder zuhause. Meine Eltern haben sich für mich aufgeopfert. Umso schöner war es, wenn ich gewonnen habe oder sie auf Reisen mitnehmen konnte, um ihnen so etwas zurückgeben zu können

Ihre Karriere ist Ihnen nicht in den Schoß gefallen.
Nein, das war harte Arbeit. Ich hatte zwar auch Glück und Talent – aber man muss es auch wollen und kämpfen können.

Was werden Sie dabei nie vergessen?
Als mein Vater mich einfach mal ins Auto gesetzt hat, nachdem ich meinen Schläger quer über den Platz gepfeffert hatte. Daran kann ich mich gut erinnern. Ich hatte damals eine schlechte Phase und keinen Bock mehr. Wir sind nach Hause gefahren mit der klaren Ansage: Noch einmal und das war`s.

Eine harte Lehre
… ja, sicherlich. Aber es hat gefruchtet.

Vermissen Sie Ihre Zeit als Promi und Profi in Deutschland?
Nein. Überhaupt nicht. Ich hatte tolle 15 Jahre. Jetzt ist eine andere Zeit, die auch super schön ist.

Sie spielen viel Golf.
Ja, mein Handicap ist 9,9 – da bin ich auch sehr ehrgeizig. Ich laufe aber auch viel, bin beispielsweise in diesem Jahr in Hannover beim Marathon gestartet und plane, im September den Marathon in Berlin zu laufen.

Was war Ihre Bestzeit?
3,28: 20

Aber sonst treiben Sie keinen Sport?
Nein, das ist vorbei. Ich bin Experte und Markenbotschafter von ROBINSON, Berater. Und Trainer beim SCC Berlin und habe meine eigene Modelinie „NK“ für Tennis- und Freizeitbekleidung auf den Markt gebracht, die es über meinen Onlineshop www.kiwi-onlineshop.de zu erwerben gibt.

Seit 18 Jahren engagieren Sie sich für die Aktion Kindertraum.
Das ist für mich eine Herzensangelegenheit, mich für andere Menschen zu engagieren, die nicht so viel Glück im Leben hatten wie ich. Das Besondere ist, dass ich mein Engagement mit meinem Hobby Golfspielen verknüpfen kann.

Und was hat das mit Golfspielen zu tun?
Am 14. September wird dafür wieder ein großes Golfturnier stattfinden, das „Nicolas Kiefer Charity-Turnier“, um Spendengelder zu sammeln. Der Erlös wird für die Erfüllung von Herzenswünschen kranker und benachteiligter Kinder verwendet. Das Lächeln der Kinder zu sehen, denen wir helfen, ist für mich unbezahlbar.

www.aktion-kindertraum.de