Elton John und Pferde bringen seine Augen zum Strahlen: Die Rede ist von Henrik Snoek – ehemaliger Springreiter aus Münster, der große Erfolge für den Reitsport in Deutschland erzielte. Bereits im Alter von sechs Jahren saß er als kleiner Knirps auf einem Pferd und gewann 1968 – mit zwanzig Jahren – seinen ersten großen Titel mit „Dorina“ im Springreiten beim CHIO Aachen. Es folgten viele Siege u. a. bei großen deutschen und internationalen Meisterschaften und Wettbewerbe. 1989 beendete er seine aktive Laufbahn als Springreiter … doch seine Liebe zum Reitsport ist ungebrochen.

So organisiert Snoek mit einem Team aus Freunden und Reitsportliebhabern im Hintergrund, seit den 80 er Jahren das Turnier der Sieger. Erstmals 1955 ausgetragen und organisiert vom Westfälischen Reiterverein von 1935 – findet der international etablierte Spring- und Dressurwettbewerb nun schon zum 64. Mal vor dem Schloss in Münster statt und wird sicherlich, wie in den Jahren zuvor, zigtausend Interessierte anlocken. Trotz aller Beliebtheit bei Sportlern und Zuschauern, gab es in den letzten Jahren immer wieder auch Gegner: Reiterei ist Tierquälerei

Redaktion Münster aktiv im Gespräch mit Hendrik Snoek:

MSA: Bei aller Liebe zum Reitsport: Das Wohl der Pferde steht an erster Stelle. Daher die wichtigste Frage vorab. Darf ich schreiben, dass Sie persönlich eingreifen und den Reiter vom Pferd holen, sollten Sie sehen, dass jemand respektlos und nicht tiergerecht mit seinem Pferd umgeht?

Snoek: Ja, ich bitte darum. Natürlich werden auch ausreichend unabhängige externe Stewards beim Turnier eingesetzt, doch es ist auch mein persönliches Anliegen, dass alles im Sinne des Tierschutzes stattfindet. Ich werde alles tun, um Fehlentwicklungen zu unterbinden. Diesbezüglich gibt es auch Reiter, die ich nicht einlade.

MSA: Gibt es vor dem Start einen medizinischen Check für alle Pferde?

Snoek: Das ist alles sehr dezidiert vorgeschrieben. Richtigerweise. Wir sind ein internationales Turnier und verhalten uns auch entsprechend. Wir bekommen feste Vorgaben von der FN/FEI, die vorschreiben, was wir umsetzen müssen.

MSA: Können Sie ein Bespiel geben?

Snoek: Klar. Zwei Tierärzte und ein Richter lassen sich beispielsweise jedes Tier vortraben und machen einen Vet-Check. Und nur bei einem Anflug einer kleinen Gangunsicherheit, wird das Pferd zurückgestellt und darf unter Umständen nicht starten.

MSA: Wie sieht es mit Dopingkontrollen aus?

Snoek: Auch den Dopingsündern sind wir penibel auf der Spur. Ob bei Leistungssteigerung oder um Lahmheiten zu kaschieren. Danach wird intensiv gesucht und die Untersuchungen sind hier sehr genau. Bei uns gilt die Regel null. Null Toleranz. Der Pferdesport ist sehr sensibel in Bezug auf Probleme mit der Öffentlichkeit, da dürfen wir uns nichts mehr vorwerfen lassen. Wir können jedoch nicht für jeden Reiter die Hand ins Feuer legen, es gibt überall schwarze Schafe – aber deshalb den Reitsport aufzugeben, ist der falsche Weg.

MSA: Glauben Sie, dass Pferde selbst Spaß daran haben, über hohe Hindernisse zu springen.

Snoek: Ja, das glaube ich. Denn Sie können kein Pferd der Welt zwingen, über ein 2,40 hohes Hindernis zu springen. Das geht einfach nicht. Mit Zwang ist das nicht machbar. Wenn das einem Pferd nicht Freude machen würde – mit gespitzten Ohren – würde das nicht gehen. Ein Pferd ist ein Bewegungstier und hat Spaß dran – das ist meine Erfahrung.

MSA: Sind Sie eigentlich oft bei der Geburt von Fohlen dabei?

Snoek: Früher häufiger, jetzt weniger – meisten kommen die Fohlen auch nachts auf die Welt, wenn die Stuten allein sind. Aber wenn es was Besonderes gibt, weiß mein Mitarbeiter, dass er mich kurz anrufen soll. Aber eine Geburt ist natürlich ein schöner Moment, der unter die Haut geht.

MSA: Wie viele Fohlen erlangten in diesem Jahr schon auf Gut Berl das Licht der Welt?

Snoek: Es sind zehn an der Zahl, alle gesund und munter. Bis auf eine Ausnahme, leider. Es macht viel Spaß, jetzt die Stuten mit ihren Fohlen auf den Wiesen zu sehen, die bei uns sehr natürlich aufwachsen.

MSA: Sie waren lange Zeit ein erfolgreicher Springreiter, heute u.a. auch Züchter. Wie ist das? Können Sie sich gut von Pferden trennen, wenn die verkauft werden? Ich selbst habe einen Hund, bei dem mir das schon nur für ein paar Tage schwerfallen würde.

Snoek. Ich meine, das kann man nicht unbedingt mit Hunden vergleichen, die eine größere Nähe zu Menschen aufbauen. In der Regel fällt es mir nicht schwer, mich von Pferden zu trennen.

MSA: Auch nicht von den Pferden, mit denen Sie große Erfolge erzielten?

Snoek: Doch, das ist natürlich etwas anderes. Schließlich haben diese Pferde mich ein Stück meines Lebens begleitet, Höhen und Tiefen mit mir gemeistert und sind mir ans Herz gewachsen. Das ist mir dann schon sehr schwergefallen.

MSA: Wie oft kommen Sie noch zum Reiten?

Snoek: Gar nicht mehr. Es fehlt mir auch nicht -weil ich weiß, dass ich jederzeit in den Stall gehen könnte. Ich habe die Wahl – sonst würde ich verrückt werden und drunter leiden.

MSA: Warum veranstalten Sie das Turnier der Sieger? Sie könnten auch die Füße hochlegen.

Snoek: Das ist nicht so meine Mentalität. Anfang der 80er Jahr stand das Turnier der Sieger vom Westfälischen Reiterverein auf der Kippe und so kam ich dazu wie die Jungfrau zum Kinde … damals noch selbst aktiver Reiter und Mitglied im Verein wollte ich das Turnier nicht einfach so sterben lassen. Kurz gesagt: so haben wir, das waren damals Reiner Klimke, Pit Krautwig und ich einen Notfallplan entwickelt und so ging es dann weiter… bis heute und hoffentlich noch viele weitere Jahre.

MSA: Wie hoch ist denn das Budget, das Sie als Veranstalter für das Turnier aufbringen müssen?

Snoek: Das sind satte 1,4 Millionen Euro, die wir brauchen, um in dieser Qualität das Event umsetzen zu können. Das ist nicht ganz einfach und wir müssen immer viele Gespräche führen, bis wir alle Gelder zusammen haben. Doch dank vieler Reitsportfans gelingt es uns immer wieder, die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Die Bereitschaft ist groß – wir sind sehr zufrieden.

MSA: Wer macht die komplexe Organisation? Die Ansprüche der Medien, Reiter, Zuschauer, Pferde… werden doch sicherlich von Jahr zu Jahr größer. Eine Agentur?

Snoek: Nein, das Turnier der Sieger ist noch immer ein Wettbewerb, der quasi von Privatleuten gemanagt wird. Ich übernehme einen großen Teil der Aufgaben selbst, aber ohne meinen engagierten Freundeskreis von etwa 15 Leuten wäre ich aufgeschmissen. 1000 Dank an dieser Stelle.

MSA: Können Sie mir ein paar Zahlen nennen?

Snoek: Wir haben 19 Prüfungen, etwa 25.000 Zuschauer und 45 Reiter (Stand 03.07.2019). Es melden sich natürlich immer viele die Reiter, die starten möchten, und es tut schon weh, wenn man guten Leuten absagen muss. Das ist nicht ganz leicht.

MSA: Kann man sich noch als Schleifenmädchen bewerben?

Snoek: Die Schleifen werden jetzt schon auf dem Abreiteplatz angebracht, das ist aus organisatorischen Gründen einfacher – auch für das Pferd. Die typischen Schleifenmädchen gibt es so gesehen gar nicht mehr.

MSA: Wer ist der Ringmaster in diesem Jahr?

Snoek: Das ist Oliver Schulze Brüning, ein sehr erfahrender Mann und Veranstalter des K+K Cup.

MSA: Stichwort Nachhaltigkeit

Snoek: Da sind wir dran. Gerade wir als Veranstalter mit vielen Zuschauern stehen in der Verantwortung, dieses Thema mitanzugehen.

MSA: Sind Sie zufrieden mit der Nachwuchsarbeit in Münster?

Snoek: Grundsätzlich schon. Immerhin haben wir im Stadtgebiet von Münster rund 70 Reitställe mit vielen jungen Talenten.

MSA: In der Stadt sind jetzt schon die Holzpferde zu sehen. Stellen Wolfgang Hölker und Wolfgang Förster immer noch selbst die Pferde in der Innenstadt auf? (mit einem Augenzwickern gefragt)

Snoek: Nein, inzwischen nicht mehr. Lars Tovar macht das jetzt. Wolfgang Förster, aber auch Wolfgang Hölker, sind immer noch wichtige Männer und keiner im Team ist sich zu schade, selbst mit anzupacken.

MSA: Reiten ist ein kostspieliges Hobby. Ohne Geld geht nichts, kann man das so sagen?

Snoek: Nein, überhaupt nicht. Man muss nicht mit dem goldenen Löffel geboren sein, um erfolgreich zu sein. Ohne Talent geht nichts – so herum wird ein Schuh daraus. Man kann klein anfangen – alles andere lässt sich im Laufe der Zeit irgendwie organisieren. Ich kenne viele Reiter, die heute erfolgreich sind, allein durch Fleiß und Talent.

MSA: Dann bleibt mir nur noch zu sagen: Ganz lieben Dank für das Gespräch und viel Erfolg!