Seit 2007 – bereits 12 Jahre – ist Rainer Wübbelt aus Münster Volunteer beim BVB in Dortmund und unterstützt mit Leib und Seele tatkräftig den Verein im Ablauf bei nationalen und internationalen Spielen. Drei Stunden vor dem Anpfiff beginnt sein Einsatz.
Rainer, was würdest Du sagen, wenn Schalke bei Dir anrufen würde: Herr Wübbelt, kommen Sie zu uns, es wäre toll, wenn Sie hier als Volunteer arbeiten würden.
Nein! Da hat man ja doch seine Überzeugung.
Keine Chance?
Natürlich nicht!
Wie lange bist Du denn schon Volunteer vom BVB?
Seit 2007
Und wie kam es dazu?
Angefangen hat meine Leidenschaft für das Volunteering 2006, als die Fußball- Weltmeisterschaft in Deutschland war. Damals wollte ich unbedingt mal hinter die Kulissen einer Fußball-WM gucken und hatte mich dann für den Standort Dortmund beworben – und wurde genommen. Dem BVB muss wohl damals das Volunteering so gut gefallen haben, dass sie 2007 dann ein Programm aufgesetzt und einen Aufruf dafür gemacht haben.
Und dann hast Du da gleich weitergemacht?
Ja. Ich war schon immer BVB-Fan und Dauerkarteninhaber. Also eine logische Konsequenz für mich, als Volunteer dabei sein zu wollen.
Welche Position hast Du selbst als Fußballspieler auf dem Platz?
Ich muss leider zugeben, dass ich selbst nicht auf dem Platz stehe. Diesbezüglich bin ich absolut talentfrei.
Waaas?
Tja, so ist es eben. Ich bin einfach relativ unsportlich.
Dafür hast Du aber sicherlich andere Stärken, oder?
Das hoffe ich doch!
Hat nur der BVB ein Volunteer-Programm oder gibt es so etwas auch bei anderen Vereinen?
So viel ich weiß, gibt das inzwischen bei vielen Vereinen. Neben dem BVB waren in der 1. Bundesliga Hannover 96 und Hertha BSC Berlin aber wohl die ersten.
SC Preußen MS?
Dort gibt es meines Wissens auch ehrenamtliche Stadionhelfer.
Zurück zum Volunteer-Programm beim BVB. Wie viele Leute seid ihr da?
Etwa 140 Männer und Frauen.
Alter?
Von bis … die Ältesten sind über 70 Jahre alt.
Kann denn jeder bei Euch mitmachen?
Außer, dass man 18 Jahre alt sein muss, muss man keine speziellen Kriterien erfüllen.
Man sollte doch sicherlich ein BVB-Fan sein, oder?
Das kann nicht schaden. Obwohl wir vor ein paar Jahren auch einen dabei hatten, der erklärter Schalke-Fan war und einzelne Bayern-Fans sind auch dabei.
Warum bist du BVB- und nicht, sagen wir mal, Bochum-Fan?
Rückblickend kann ich das gar nicht genau sagen. Als Kind bin ich mit meinem Vater immer mit zu Preußen gegangen und als Jugendlicher sucht man sich natürlich irgendwann seinen eigenen Verein. So bin ich dann letztendlich beim BVB hängengeblieben und hatte irgendwann auch eine Dauerkarte.
Hast Du noch eine Dauerkarte?
Nein, im Moment nicht. Als Volunteer bin ich ja eh bei jedem Heimspiel dabei.
Kannst Du Dir aussuchen, wie oft Du Dich als Volunteer engagierst?
Das kann man so nicht sagen. Es gibt quasi einen Vertrag, der besagt, dass man als Volunteer bei jedem Pflichtspiel seinen Einsatz leisten sollte.
Was sind Pflichtspiele?
Dazu zählen alle Bundesliga-, DFB-Pokal-, Champions League- wie auch Europa League-Spiele.
Da kommt ziemlich viel zusammen, oder?
Ja, in diesem Jahr werden das etwa 25 Einsätze werden. Aber es ist immer noch ein Ehrenamt. Das heißt, du darfst auch einmal nicht können. Man sollte allerdings mindestens die Hälfte der Einsätze schaffen.
Was kommt finanziell dabei rum? Schließlich hast Du auch einiges an Fahrtkosten.
Geld gibt es nicht, da es ein Ehrenamt ist. Unsere Entlohnung ist die Möglichkeit, sich nach dem Einsatz, das Spiel anzusehen. Gibt es einen freien Platz im Stadion, kann man den nutzen. Und in der Regel klappt das auch. Wenn man Glück hat, erwischt man auch mal einen ganz tollen Platz direkt am Spielfeldrand.
Nicht schlecht.
Das ist aber noch nicht alles. Außerdem gibt es eine Ausrüstung, sprich einen Kleidersatz, Verpflegung, Verzehrgutscheine, eine Fahrt zu einem anderen Bundesliga-Auswärtsspiel des BVBs und eine Weihnachtsfeier.
Wie ist das, singst Du im Stadion mit, bist Du textsicher?
Ich gehöre zu den notorischen Nicht-Mitsängern. Abgesehen davon sollen wir uns als Volunteers auch dezent im Hintergrund halten.
Gab es denn mal ein „Shaking Hands“ mit Favre?
Nein. Ich selbst bin nicht so nah an den BVB-Spielern und -Trainern dran. Das hängt vom Einsatzort ab. Es gibt aber verschiedene Einsatzmöglichkeiten wie beispielsweise den Pressebereich, auf dem Platz oder im Kabinentrakt – hier hat man mehr Kontakt zum Verein. Aber zu den Weihnachtsfeiern kommen die Spieler mal vorbei, das ist dann natürlich sehr schön für uns.
Welche Aufgabe hast Du?
Ich bin Teamleiter von dem Info-Team, das vor dem Stadion tätig ist. Wir sehen dann während des Einsatzes die Busse reinfahren, mehr nicht.
Und wechselt von Saison zu Saison der Einsatzbereich?
Grundsätzlich geht das natürlich, aber ich bin mit meinem Bereich sehr zufrieden.
Wer wird Deutscher Meister 2019?
Wir wehren uns natürlich nicht dagegen, Deutscher Meister zu werden. Dass wir es auf jeden Fall schaffen, kann ich aber nicht sagen. Es ist leider ja wieder sehr eng geworden.
Hast Du einen Lieblingsspieler?
Das kann ich so nicht sagen. Es zählt eher das Mannschaftsgefühl. Mir gefallen alle gut.
Darf ich fragen, ob Du in BVB-Bettwäsche schläfst?
Nein, soweit geht es doch nicht. Ich habe aber natürlich wohl eine Fahne und Trikots.
Mit Autogramm?
Nein.
Dafür von Münster immer nach Dortmund zu fahren, ist eine ganze schöne Gurkerei. Warum tust Du Dir das an?
In meinen Adern fließt gelbes Blut. Nein. Im Ernst. Das Miteinander mit den anderen Volunteers macht einfach Spaß. Man erlebt sehr viel und ist Teil der Veranstaltung. Man kann Sachen erleben, die man als normaler Zuschauer nicht erlebt.
Eine letzte Frage. Vermisst Du Jürgen Klopp?
Ja. Klopp vermisst jeder. Der war einfach ein super Typ. Aber unter Herrn Favre läuft es sportlich natürlich auch sehr gut.
Infos zum Volunteer-Programm:
https://www.bvb.de/Der-BVB/Volunteers/Infos
Text: Sabine Roters