Gemeinsam haben sie begonnen, gemeinsam treten sie ab: Nach 19 Jahren Leichtathletik bei der LG beenden Kai Sparenberg und Markus Greufe ihre erfolgreichen Karrieren.
Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass die Leichtathletik im bisherigen Leben von Kai Sparenberg und Markus Greufe einen überragenden Platz einnahm. Beide sind 28 Jahre alt, 19 Jahre davon haben sie strukturiertes Leichtathletiktraining betrieben, die vergangenen zehn Jahre als ambitionierte Leistungssportler dem Sprint gewidmet. Nie trugen Sparenberg und Greufe ein anderes Trikot als das der LG; sie entwickelten sich zu Aushängeschildern ihres Grundvereins, dem TuS Hiltrup, wie auch der gesamten LG Brillux. Ein Auszug ihrer Erfolgslisten unterstreicht das:
Kai Sparenberg belegte bei deutschen Meisterschaften im U23- und Männer-Bereich drei vierte und zwei fünfte Plätze, 2015 trug er das Nationaltrikot bei den U23-Europameisterschaften in Tallin. Er zählt zum illustren Sprinter-Kreis, der die 200 Meter unter 21 Sekunden gelaufen ist (PB: 20,98 Sekunden). Markus Greufe hielt seit 2021 den 100 Meter-Kreisrekord der Männer (10,42 Sekunden), ehe ihn Luka Herden jüngst überflügelte. Mehrfach kratzte Greufe bei deutschen Meisterschaften am Finale, zweimal wurde er NRW-Meister. Als Teil der 4 x 100 Meter-Staffel gelang Sparenberg und Greufe bei der Aktiven DM-2022 ein besonderer Coup: Im Berliner Olympiastadion holten sie gemeinsam mit Luka Herden und Jakob Bruns Bronze – ein historischer Erfolg, der nie zuvor einer Münsteraner Kurzsprint-Staffel gelungen war, noch dazu in überragender Kreisrekord-Zeit (39,85 Sekunden).
„Dank an jene, die uns über alle Möglichkeiten hinaus unterstützt haben.“
Die zurückliegende Freiluftsaison war für Sparenberg und Greufe die letzte. Längst sind sie enge Freunde geworden, zufrieden und dankbar beschließen sie jetzt das Kapitel Leistungssport: „Wir hatten viel Spaß und haben die fast zwei Jahrzehnte Leichtathletik bei der LG sehr genossen. Unser Dank gilt jenen, die uns über alle Möglichkeiten hinaus unterstützt haben – dem Verein, unseren Trainer:innen und Trainingsgruppen, Familien und Freunden.“
Doppelbelastung Leistungssport–Beruf setzt Grenzen
Das Karriereende ist dabei mitnichten das Produkt schwindender Begeisterung für die Leichtathletik. Wer Markus Greufe und Kai Sparenberg im Oktober 2023 in der Leichtathletikhalle am Horstmarer Landweg beobachtet, sieht gut drei Monate nach den letzten Rennen zwei topfitte, drahtige junge Männer, die in der Kraftecke Gewichte stemmen. Indes haben sie in den letzten zwei Jahren erlebt, dass ambitionierter Leistungssport und ein fordernder Vollzeitjob auf Dauer unvereinbar sind. „Nach meinem Berufseinstieg Mitte 2021 habe ich die Doppelbelastung zwei Jahre durchgezogen. Vor allem die Regeneration hat zunehmend gelitten und es kam regelmäßig zu kleineren Wehwehchen – mein Leistungsniveau zu halten wurde deshalb immer schwieriger“, so Kai Sparenberg, der bei einem großen Fahrradhersteller im Prozessmanagement arbeitet.
Markus Greufe, seit Januar 2022 Consultant in einer Unternehmensberatung, ist insbesondere durch Dienstreisen herausgefordert: „Alle zwei, drei Wochen bin ich für mehrere Tag beruflich unterwegs. Ich habe deshalb bereits in der Vorbereitung auf die zurückliegende Saison ca. ein Drittel der Trainingseinheiten verpasst – wenn du vorher am Limit trainierst, reicht es dann einfach nicht mehr für Top-Leistungen.“ Sparenberg wie Greufe waren schlicht zu lange zu erfolgreich, um sich jetzt mit soliden Leistungen zufriedenzugeben.
Die Anfänge: 2004/2005 beim TuS Hiltrup die Leichtathletik kennen und lieben gelernt
Die Karriere von Kai Sparenberg und Markus Greufe beginnt im Herbst-Winter 2004/2005, bei Helga Fischer (TuS Hiltrup) lernen sie die Leichtathletik kennen und lieben. Es folgt im frühen Jugendbereich die spezifischere Grundlagenausbildung, insbesondere bei Daniel Kirsch, ferner bei Sabine Zumdick. „Wir wurden behutsam und breit gefächert aufgebaut. Die verschiedenen Mehrkampfdisziplinen standen auf dem Programm, zudem Krafttraining und Turnen, Beweglichkeits- und Beinachsentraining“, erinnert sich Kai Sparenberg die Anfänge.
Kai Sparenberg: Aufstieg zu einem der dominierenden 200 Meter-Sprinter NRWs
Sparenberg selbst spricht auf das Gesamtpaket hervorragend an, mit 15 Jahren holt er Bronze bei den deutschen Blockmeisterschaften Sprint/Sprung und erzielt einen Westfalenrekord. „Das war für mich persönliche eine tolle, unerwartete Leistung, die mich für Jahre motiviert hat“, so Kai über die erste bedeutende Wegmarke seiner Karriere. Der zweite Meilenstein folgt fünf Jahre später: Unter Trainer Philipp Rothland stößt Sparenberg 2015 in die deutsche U23-Spitze vor; er belegt bei der U23-DM in Wetzlar die Plätze vier (100 Meter / 10,54 Sekunden) und fünf (200 Meter / 21,57 Sekunden) und wird für die U23-EM in Tallinn nominiert. „Ich wurde darin bestärkt, den Leistungssport parallel zum Studium bestmöglich voranzutreiben“, erlebt er einen bärenstarken Übergang in die Erwachsenen-Klassen.
Mit Hingabe und gutem Zeitmanagement etabliert er sich als einer der dominierenden 200 Meter-Sprinter Nordrhein-Westfalens. Die beste Leistung bei einer Aktiven-DM erzielt Kai Sparenberg 2018: Mit seiner ersten und zugleich einzigen Zeit unter 21 Sekunden (20,98 Sekunden) stürmt er zu Platz vier. Während ihm eine Einzel-Medaille verwehrt bleibt, ist er in den Folgejahren ein wichtiger Pfeiler der Sprint-Staffeln und krönt seine Performance 2022 mit Hallen-DM-Silber und Freiluft-DM-Bronze. „Bronze in Berlin war für mich in der letzten Karrierephase so etwas wie ein emotionaler Schlusspunkt – auch deshalb, weil ich die Medaille zusammen mit Markus geholt habe“, so Kai Sparenberg.
Enorme Konstanz: DM-Medaillen in einem zeitlichen Bogen von zwölf Jahren
Der Bogen der DM-Medaillen Kai Sparenbergs umfasst damit einen Zeitraum von zwölf Jahren – ein Beleg der enormen Konstanz des Sprinters, der zufrieden auf seine aktive Zeit zurückblickt: „Zwar hätte ich sicherlich Potenzial für schnellere Bestzeiten gehabt und strebte als Aktiver nach einer Einzel-Medaille bei deutschen Meisterschaften. Heute trauere ich diesen Dingen aber wenig hinterher und bin vielmehr dankbar für das Erreichte.“
Markus Greufe: Mit Beharrlichkeit in die deutsche Sprint-Spitze
Markus Greufes Weg an die Spitze gestaltet sich steiniger. Die deutlich gesteigerten Intensitäten im U20-Bereich verkraftet er nur bedingt, der Körper wird zum limitierenden Faktor: „Es kam zu einer beständigen Abfolge kleinerer Verletzungen, sodass ich mich zwar verbessert habe, mein Potenzial aber nie richtig abrufen konnte“, so Greufe über zähe Jahre. Er bleibt dennoch fokussiert, die Übernahme der Trainingssteuerung durch Lars Goldbeck läutet dann 2016 den steilen Aufwärtstrend ein: „Ich gewann in der Zusammenarbeit mit Lars an Stabilität und konnte mich in den folgenden Jahren sukzessive steigern“, dankt Markus Greufe seinem Trainer.
Der entscheidende Schub nach vorne gelingt ausgerechnet inmitten der Pandemie: Als im Winter 2020/21 die Leichtathletikhalle nur für bisherige DM-Teilnehmer:innen geöffnet ist, muss Markus improvisieren. Aus der Not macht er mit großer Willensstärke eine Tugend: „Zusammen mit Justus Hilling habe ich selbstständig draußen trainiert und konnte wenige Monate darauf einen großen Leistungssprung vollziehen – darauf bin ich stolz“, erinnert Markus Greufe die enorme Steigerung seiner 100 Meter-Bestleistung von bis dahin 10,72 auf 10,48 Sekunden – plötzlich zählt er zur Top 5 der 100 Meter-Sprinter Westfalens.
Nominierung zu Münsters „Sportler des Jahres 2022“ als große Wertschätzung
2022 folgt das stärkste Jahr: Greufe zieht in der Halle und unter freiem Himmel ins DM-Halbfinale ein, 6,70 Sekunden über die 60 Meter und 10,42 Sekunden über die 100 Meter (=Kreisrekord) finden große Beachtung. Das Resultat ist eine Nominierung als „Münsters Sportler des Jahres 2022“. „Als Leichtathlet in Münster gesehen zu werden, war für mich eine große Wertschätzung“, erlebt der Modell-Athlet als bereits Berufstätiger ein persönliches Karriere-Highlight. „Sehr happy“ sei er auch insgesamt mit seiner Laufbahn.
Trainingsgruppe und Trainer als wesentliche Erfolgs-Bausteine
Als Fundament für 19 erfüllende Leichtathletik-Jahre benennen Kai Sparenberg und Markus Greufe neben dem Spaß an Wettkämpfen und dem beständigen Ziel besser zu werden ihre Trainer und Trainingsgruppen: „Man pusht sich in der Trainingsgruppe gegenseitig, übersteht gemeinsam schwierige Phasen und lernt neue Menschen kennen – im Idealfall Freunde fürs Leben, so wie bei uns. Unsere Trainer haben zudem enorm viel Zeit und Hingabe in die auf uns bestmögliche zugeschnittene Trainingssteuerung gesteckt.“
Lars Goldbeck: „Ich habe an Markus viel gelernt.“
Bei Markus Greufe war Lars Goldbeck der Architekt hinter den Erfolgen. Goldbeck würdigt Greufe als klugen, detailversessenen Athleten: „Markus zeichnete sein grandioses Körperempfinden und das ultimative Interesse an der wissenschaftlichen Trainingssteuerung aus. Als einer der wenigen Athleten ist er tief in die wissenschaftliche Methodik eingetaucht und hat sein Training auf hohem Niveau reflektiert. Das war auch für mich sehr wertvoll, ich habe an Markus viel gelernt.“ Dank dieser Tugenden agierte Markus Greufe zunehmend auch als rechte Hand seines Trainers: „Da ich kein Vollzeit-Trainer bin, kann ich nicht bei jedem Training präsent sein. Markus hat mein ehrgeiziges Trainerdasein in die Gruppe weitergetragen, er konnte mir nach den Einheiten detaillierte Rückmeldungen geben“, hinterlässt Markus Greufe bei Lars Goldbeck ohne Frage auch eine Lücke.
Peter Seiffert: „Für uns beide war es der perfekte Abschluss.“
Besonders war die Konstellation auch bei Kai Sparenberg, dessen leistungssportlicher Schlusspunkt mit dem Karriereende seines Trainers Peter Seiffert einhergeht. Beide kennen sich seit 15 Jahren, gemeinsam haben sie die zurückliegenden drei Saisons bestritten. „Ich habe Kai als von seinen vorherigen Trainern top ausgebildeten, mündigen Athleten übernommen; meine Aufgabe war es, ihn in seiner finalen Karrierephase zu ‚führen‘. Gelungen ist uns das durch ein Miteinander auf Augenhöhe, geprägt von Verlässlichkeit und Vertrauen“, beschreibt Seiffert die Kooperation eines erfahrenen Top-Trainers mit einem erfahrenen Top-Athleten. Zweimal bremsten Verletzungen vor Saisonbeginn das Duo aus. „Dass wird dennoch zwei Staffelmedaillen bei deutschen Meisterschaften fest in der Hand halten, ist unser gemeinsamer Erfolg. Es macht mich froh und dankbar, dass ich mit Kai arbeiten konnte ich glaube, für uns beide war es ein perfekter Abschluss“, so das emotionale Statement Peter Seifferts.
Im „Ruhestand“ Zeit für neue Sportarten
Wie geht es für Kai Sparenberg und Markus Greufe weiter? Wird ihnen die kompetitive Leichtathletik fehlen? „Ich sehe mich gerade nicht wieder die Hallenrunde am Limit laufen oder im Kraftzirkel“, sagt Markus Greufe mit einem Schmunzeln. Das bestätigt Kai Sparenberg und ergänzt: „Es ist jetzt völlig in Ordnung, wenn man auch mal einen Tag keinen Bock auf Sport hat. Bisher war das undenkbar, wir mussten auch die harten Einheiten durchziehen und mentale Barrieren beiseiteschieben.“ Dem Sport bleiben beide so oder so verbunden. Kai Sparenberg fährt mittlerweile begeistert Gravelbike, Markus Greufe wird nachziehen und möchte zudem vermehrt Tennisspielen. Sparenberg kann sich mittelfristig auch ein erneutes Engagement in der LG Brillux vorstellen: „Eine Trainertätigkeit oder Sonstiges ist mit etwas Abstand sicherlich eine Option.“
„Der männlich Sprint- und Langsprintbereich hat sich prächtig entwickelt“
Sparenberg wie Greufe attestieren den aktiven LG Brillux-Sprintern im Übrigen eine nie da gewesene Leistungsdichte: „Wir hinterlassen keine Lücke. Der männliche Sprint- und Langsprintbereich hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt und es wird sehr gut weitergehen“, sind beide überzeugt. Dass sie selbst in guter Erinnerung bleiben möchten, versteht sich von selbst: „Natürlich hoffen wir, gegenüber dem einen oder anderen als Vorbild agiert und Motivation geweckt zu haben.“
Die LG Brillux dankt Kai Sparenberg und Markus Greufe für ihre außergewöhnlichen Verdienste. Mit sportlichen Leistungen und vorbildlicher Mentalität sind beide zu zentralen Identifikationsfiguren und Vorbildern aufgestiegen – als solche bleiben sie dem Verein und der Verein ihnen verbunden.
Quelle Text + Bild: Leichtathletik-Gemeinschaft Brillux Münster e.V.