David Schüppler ist Mitglied der SVg Münster von 1891 und aktiver Wasserballspieler. Wie viele betroffene Vereine und passionierte Wasserratten ärgert auch ihn die andauernde Ostbadschließung und die schleppende Kommunikation mit dem städtischen Sportamt. Im Interview sprechen wir mit David Schüppler über die Bädersituation in Münster, eingeschränktes Training und erschwerte Jugendarbeit in einem Verein, der zwar trainieren will – es aber im Moment viel zu oft nicht kann.

David, vor wenigen Wochen habt ihr von der SVg zusammen mit anderen Betroffenen eine Mailaktion in Richtung der Verantwortlichen in Rat und Verwaltung gestartet und eindringlich auf die schwierige Trainingssituation angesichts der andauernden Badschließungen hingewiesen. Gab es schon ein Antwortschreiben an Euch?

Das Büro von Herrn Paal (Stadtdirektor) hat sehr schnell und freundlich reagiert und uns zugesichert, dass er sich als Stadtdirektor und damit Vorsetztem der Sportamtsleiterin mit unseren Anliegen auseinandersetzen wird. Es gibt eine Fachschaft Schwimmen, in dem auch unser Vereinsvorsitzender Mitglied ist. Herr Paal wird den Ausschuss wohl bald aufsuchen, um mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen.  Unser Kenntnisstand ist, dass das Ostbad in der KW 48 eröffnet werden soll – vorausgesetzt, die Situation mit den Legionellen ist bis dahin gelöst.

Stichwort Legionellen: Wie ist deine Einschätzung dazu, ist eine wochenlange Schließung des Bads wirklich nötig?

Die genauen Regularien und Vorschriften kenne ich nicht im Detail. Sobald ein Legionellenbefall festgestellt ist, gibt es aber in jedem Fall bestimmte Fristen, an die man sich halten muss. Wir wollen gar nicht unterstellen, dass der Legionellenbefall im Ostbad nur vorgeschoben ist, sondern wundern uns darüber, wie es überhaupt erst zu dem Befall kommen konnte. Legionellen lässt sich ja recht einfach vorbeugen, indem zum Beispiel regelmäßig die heißen Duschen laufen. Das hat in der monatelangen Schließzeit des Bads offensichtlich niemand so richtig auf dem Schirm gehabt. Die Fachstelle Bäderverwaltung ist ja momentan nicht besetzt und das wirkt sich aus. Es fehlt einfach jemand, der den richtigen Zug in die Angelegenheit bringt. Unser Eindruck ist, dass ein konkretes Projektmanagement fehlt bzw. gefehlt hat.

Durch die Bäderschließung konntet ihr lange nicht ins Wasser. Konntet ihr trotzdem irgendwie trainieren?

Wir konnten mitunter auf andere Bäder ausweichen, da sind die Kapazitäten aber natürlich knapp. Für unseren gesamten Verein gab es hin und wieder eine einzige Bahn, die wir für ein paar Stunden zum Schwimmen nutzen konnten. Das Balltraining und auch das Mannschaftstraining fielen also komplett flach. Wir haben dann Kontakt zu umliegenden Vereinen, zum Beispiel in Hamm und Bocholt aufgenommen und versucht, zumindest Trainingsspiele auf die Beine zu stellen. Für uns lief die gesamte Saisonvorbereitung echt unter erschwerten Bedingungen.

Und so etwas wie Jugend- oder Nachwuchsarbeit war ohne Trainingsmöglichkeit bestimmt auch nicht einfach, oder?

Genau. Unsere Jugendmannschaft hat unter der Situation richtig gelitten, denn sie konnten im Grunde überhaupt nicht trainieren. Kinder kann man schlecht einmal quer durch die Stadt schicken, um irgendwo schwimmen zu können. Trotzdem freuen wir uns natürlich über jeden jungen Menschen, der unsere Sportart Wasserball mal ausprobieren möchte.

Erst vor Kurzem wurde kommuniziert, dass die Eintrittspreise für die städtischen Bäder angehoben werden sollen. Was sagst Du dazu?

Bei den Jahreskarten kann ich das ein Stück weit nachvollziehen, denn die waren in den vergangenen Jahren wirklich immer sehr günstig, eigentlich zu günstig. Ich war im Sommer im Urlaub in Italien, da fangen Eintrittsgelder fürs ganz normale Hallenbad mal eben bei sieben, acht Euro an. In Münster sind wir da ganz schön verwöhnt, das zeigt auch der europäische Vergleich. Insofern hat mich die Ankündigung höherer Preise nicht so sehr gewundert. Und viele der betroffenen älteren Vielschwimmer, Studenten und Familien zahlen doch heute schon nur den ermässigten Tarif.

Neben höheren Eintrittsgeldern wird für Münsters Bäder auch gerade diskutiert, ob nicht die Vereine aushelfen könnten, Stichwort Personalmangel. Was meinst Du dazu?

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass dieses Konzept schon richtig ausgegoren ist, weder auf Bäder- noch auf Vereinsseite. Ich bin aber schon der Meinung, dass so ein Kooperationsmodell Vorteile mit sich bringt, das sieht man zum Beispiel beim Bürgerbad in Handorf. Verantwortung mehr von der Stadt weg und hin zu den Sportvereinen, der DLRG und so weiter zu verteilen, ist der absolut richtige Weg. Das konnten wir vom Verein jetzt gut bei den Wasserballern in Bocholt erleben: Die haben dort Schlüsselgewalt über das gesamte Bad! Bei uns in Münster wäre das undenkbar, da geht es immer auch um Sicherheitsbedenken, Chlorgas und so weiter. Dabei ist es doch bei Turnhallen auch ganz problemlos möglich, Schlüssel an Vereine auszugeben. Da käme doch niemand auf die Idee, dass immer erst ein Hausmeister fürs Training auf- und wieder zuschließen muss. Die Verwaltung steht sich selbst im Weg.

Mittlerweile steht auch das neue Südbad in den Startlöchern. Weißt Du dazu Genaueres?

Nein, Genaues weiß ich auch nicht. Ich bin gespannt, wann wir das Bad zum ersten Mal nutzen können. Erstmal soll ja ein Testbetrieb anlaufen. Was aber auch im Südbad fehlt, ist ein Becken, das länger als 25 Meter ist. Es ist also weder ein Hallensport- noch ein Eventbad, ob das so optimal ist – ich weiß es nicht…Was man mit dem Südbad natürlich schafft, ist eine Art Grundversorgung für die Bevölkerung, so hat eben jeder ein Bad in seiner Nähe.

Angenommen, das Ostbad öffnet wie geplant in der KW 48. Wie geht es dann für Euch Wasserballer weiter?

Ganz klar: Wir wollen uns für eine zweite Trainingszeit starkmachen. Im Moment haben wir nur eine Trainingszeit in der Woche, nämlich mittwochabends. Dabei haben wir zwei Mannschaften, das ist also alles sehr knapp kalkuliert. Es gab Zeiten, da konnten wir viermal pro Woche trainieren. Jetzt, wo wir sportlich wieder aufgestiegen sind, wäre zumindest eine zweite Trainingszeit für uns wichtig.

Zum Abschluss: Was ist dein Wunsch für die Bädersituation in Münster?

Ich hoffe einfach, dass die jetzt eingekauften externen Berater es schaffen, alle Verantwortlichen an einen Tisch zu bringen, sei es seitens der Stadt, der Vereine, der DLRG und so weiter. Und in diesem Kreis muss dann natürlich auch jemand sitzen, der den Hut aufhat und Entscheidungen treffen kann. Jemand, der kreativ ist und vorangeht. Dazu ist die externe Beratung womöglich ganz sinnvoll. Und ich wünsche mir, dass zukünftig mehr Rücksicht auf die Belange der Zielgruppe der Bäder genommen wird. Am Ende sind wir im Moment alle Teil des Problems. Ich wünsche mir, dass die Stadt uns mehr auch als Teil der Lösung versteht. Ich bin mir ganz sicher, dass es schon helfen würde, sich intensiver miteinander auszutauschen. So ließen sich sicher Lösungen finden, die für alle Beteiligten gut oder zumindest besser sind als der jetzige Zustand.

Text / Interview: Münster aktiv / Sabine Roters / Viola Grötz
Foto: Privat