André Greipel wird am 3. Oktober beim Sparkassen Münsterland Giro das letzte Rennen seiner langen Radsportkarriere bestreiten. Wenn der erfolgreichste noch aktive Radprofi am 3. Oktober den Zielstrich in Münster-Nienberge überquert, setzt der 39-Jährige einen Punkt hinter seine 17 Jahre andauernde und bemerkenswerte Karriere als Radprofi.

Schon als Nachwuchsfahrer war André Greipel erfolgreich, wurde zweimal Deutscher Juniorenmeister. Da war aber noch gar nicht so klar, dass der gebürtige Rostocker einmal ein erfolgreicher Sprinter werden würde. Als U19-Fahrer gewann er nämlich die Deutsche Bergmeisterschaft. Doch nach und nach entwickelte er sich zu einem pfeilschnellen Rennfahrer, der in den Sprints nur schwer zu schlagen war. Nachdem er als U23-Fahrer unter anderem Tagessiege bei der prestigeträchtigen Thüringen-Rundfahrt, der Tour de Berlin und der U23-Version von Rund um Köln einfahren konnte, wechselte Greipel 2006 ins Profilager und dort nahm seine Laufbahn richtig Fahrt auf.

Foto: Münster aktiv / Sabine Roters und Radprofi André Greipel

 

Als Radprofi feierte Greipel nicht weniger als 158 Siege. Zu seinen größten Erfolgen gehören selbstverständlich die elf Etappensiege bei der Tour de France, sieben beim Giro d’Italia und vier bei der Vuelta a España. Insgesamt 19 dreiwöchige Landesrundfahrt hat Greipel seit 2006 bestritten – jedes Jahr mindestens eine. Ein erfolgreiches Pflaster für den sympathischen Rennfahrer war auch immer die Tour Down Under in Australien, bei der er 18 Mal als Erster über die Ziellinie spurtete und dabei sogar zweimal auch den Gesamtsieg feiern konnte, vielfach erfolgreich war er auch bei der Presidential Tour of Turkey, der Eneco Tour und der Tour of Belgium – und das sind nur einige wenige seiner größten Siege.

Die letzten Jahre für den erfolgsverwöhnten Rennfahrer, der schon seit vielen Jahren in Hürth bei Köln wohnt, waren jedoch nicht die einfachsten. 2019 war Greipel zum Team Arkéa-Samsic gewechselt, bei dem ihm aber auch aufgrund mangelnder Unterstützung in den Sprints nur ein einziger Sieg gelang. Greipel löste seinen Vertrag mit dem Team einvernehmlich auf und schloss sich 2020 Israel Start-Up Nation an. Doch bereits im Februar wurde er durch einen Sturz im Training, bei dem er sich die Schulter brach, zurückgeworfen. Es folgte das erste sieglose Jahr seiner Karriere. Für 2021 fasste er aber noch einmal neuen Mut, kämpfte sich zurück, um seinem Anspruch, ein siegreicher Rennfahrer zu sein, wieder gerecht zu werden und startete mit den Siegen bei der Trofeo Alcudia auf Mallorca und bei der Andalusien-Rundfahrt in die neue Saison. „Es war schön, dieses Jahr einen guten Abschluss zu haben“, erklärte er.

Während seiner Laufbahn kehrte der von seinen Fans auch liebevoll genannte „Gorilla“ immer wieder ins Münsterland zurück. 2008 feierte er vor dem Schlossplatz in Münster seinen ersten Sieg beim Sparkassen Münsterland Giro, 2014 ließ er einen zweiten folgen, zudem erreichte er mehrere Top-Ten-Platzierungen. Zu gerne würde er natürlich seine Karriere mit einem dritten Erfolg beim Sparkassen Münsterland Giro in diesem Jahr abschließen.

Bei der Tour de France dieses Jahres kündigte Greipel schließlich an, dass er seine Karriere nach der aktuellen Saison beenden wird. Die Wochen seitdem nutzte er für eine Art Abschiedstour. Und er kann mit Stolz auf seine 17 Profijahre zurückblicken: „Ich bin super glücklich mit dem, was ich in meiner Karriere erreicht habe. Ich blicke mit viel Freude in die Zukunft, weil ich jetzt machen kann, was ich will, und viel Zeit mit meiner Familie verbringen kann“, sagte Greipel.

Für die Zeit nach seiner Karriere hat André Greipel auch schon einige Pläne geschmiedet. Wer solange für den Radsport gelebt hat, möchte ihm natürlich auch erhalten bleiben – so auch Greipel, „aber mit einem überschaubaren Pensum“. Er wolle nicht mehr so viel unterwegs sein und auch die Zeit zu Hause genießen. Trotzdem will er das Fahrrad nicht ganz in die Ecke stellen. „Ich werde noch viel Fahrrad fahren“, ist er sich sicher.

Quelle: SMG