Ich hatte brav für den Marathon trainiert. Das gab mir die Strava-App sogar schriftlich. Und trotzdem: Schon Tage vor dem Start war ich nervös.. Selbst das zusätzliche Stabi-Training, bei dem ich und mein Körper immer schonungslos „ran“ mussten, stimmte mich nicht ruhiger. Die Nacht vor dem Marathon schlief ich schlecht und meine Fußsohlen und Waden zwackten.

Egal. Meine Vorfreude war trotzdem riesig und so kam es, dass ich noch vor dem Start vor Aufregung heulen musste -die emotionsgeladene Musik tat ihr übriges.

Ich reihte mich im Startblock in der letzten Reihe ein und plante – wie immer – das Feld von hinten aufzuräumen. Psychisch ist es eben immer ein Vorteil, wenn man selbst Leute überholen kann, als dass man durchgereicht wird.

Fest im Blick näherte sich schnell der Pacemaker 4:15 und ich saugte mich an seine Fersen. Praktischerweise hatte er Musik im Gepäck und so konnte ich überraschenderweise bis Kilometer 30 gut mithalten. Die Verpflegung an der Strecke war super gut, dennoch hatte ich an drei Punkten „meine Leute“ stehen, die mir meinen Spezial-Zucker-Drink anreichten. Zusätzlich nahm ich dankend jede Cola mit, die ich am Rand schnappen konnte. Klingt alles nach einem Spaziergang – war es definitiv aber nicht.

Ab Kilometer 35 wurde es dann zäh, jeder Schritt tat weh und ich ging auf dem Zahnfleisch. War morgens noch Nebelsuppe, kam ab dem Mergelberg die Sonne raus. Man sagt, hat man den Mergelberg geschafft, kommt man auch ins Ziel. Aber ich war am Ende und wie sollte ich von hier aus noch ins Ziel am Prinzipalmarkt kommen? Ich wusste, dass Martha am Rüschhausweg mit meinem Drink auf mich wartete, ebenso ausgestattet stand Dieter am Vesaliusweg – und ich konnte mich wieder motivieren.

Über die Sentruper Höhe kam ich zum Mausbachweg, dann noch ein paar Meter und ich war an der Himmelreichallee, ein Katzensprung bis zum Ziel. Und in diesem Jahr war es wirklich so. An der Himmelreichallee wurde ich tatsächlich von den Rhythmen der Sambatänzerinnen und von den Zuschauern ins Ziel getragen. Ich konnte sogar noch einmal mein Tempo erhöhen, hatte Tränen in den Augen und wollte einfach nur aufhören zu laufen!
Mit 4:15.07 (AK 50 / Platz 12) kam ich dann ins Ziel. Eine mega tolle Zeit für mich; ich war elf Minuten schneller als 2021.

Ein Tag später und ich habe noch immer Gänsehaut, wenn ich an gestern denke. Die Knochen sind etwas steif und müde, aber ich fühle mich gut. 1000 Dank an alle, die mich zum Marathon begleitet haben, an die Musiker und Stelzenläufer, die Zuschauer und die Autofahrer, die die Sperrungen ertragen haben – und an den HSP-Lauftreff. Ebenso ein Extra-Danke für Julia (HSP-Versorgungsstand), Martha und Dieter – meine Versorgungshelden!