Das Turnier der Sieger (24. – 27.08.2023) zählt in Münster zu den sportlichen Highlights im Jahreskalender. Organisator und zentrales Gesicht der viertägigen Veranstaltung im August ist seit Jahren Hendrik Snoek, Geschäftsführer der Ratio-Unternehmensgruppe. In Münster geboren, räumte Snoek in den Siebzigerjahren sämtliche Preise ab, die es im deutschen und internationalen Springsport zu gewinnen gibt und ist heute außerdem mit dem Bundesverdienstkreuz dekoriert.  Im Gespräch mit Münster aktiv erklärt Hendrik Snoek, was sich in diesem Jahr beim Turnier der Sieger ändert, wie er die Zukunft des Reitsports einschätzt und auf welche neuen Programmhighlights sich das Publikum in diesem Jahr beim Turnier der Sieger freuen darf.

Sagt Ihnen Hobby-Horsing, also das „Reiten“ auf Steckenpferden aus Holz, etwas? Wird diese neue Trendsportart bald auch beim Turnier der Sieger zu sehen sein?

Ja, es wird in diesem Jahr zum ersten Mal eine Schaunummer dazu geben, am Sonntag im Rahmen des Showprogramms. Die Idee, das Hobbyhorsing mit aufzunehmen, kam aus den Reihen der Kreisreiterverbände. Ich selbst habe das noch nie live gesehen, aber schon viel davon gehört. Besonders in den skandinavischen Ländern ist Hobbyhorsing unheimlich populär.

Das diesjährige Turnier der Sieger steht quasi vor der Tür. Wie sehr sind die Vorbereitungen für eine so große Veranstaltung ein Kraftakt?

Ganz spürbar sind in diesem Jahr noch immer die Auswirkungen der Corona-Jahre, durch die leider viele unserer ehemaligen Partner weggefallen sind. Umso wichtiger ist es, auf die vielen – auch ehrenamtlichen – Helferinnen und Helfer zählen zu können, ohne die das Turnier der Sieger gar nicht denkbar wäre. Auch in puncto Kosten standen wir in diesem Jahr vor neuen Herausforderungen: Zeltverleih, Tribünenbau – in vielen Bereichen sind die Kosten spürbar angestiegen. Wir standen also vor der Frage, wo sich Kosten einsparen lassen, ohne an Qualität zu verlieren. Am Ende haben wir an vielen verschiedenen Stellschrauben gedreht und alles geschafft. Jetzt sind die Vorbereitungen abgeschlossen und wir freuen uns auf das Turnier.

Ein bisschen was ist ja schon nach außen gedrungen. Bekannt wurde zum Beispiel, dass die Tribünen in diesem Jahr etwas anders angeordnet sein werden?

Das stimmt. In den letzten Jahren gab es immer Doppelstock-Tribünen. Die sind zwar sehr schön, aber eben auch sehr teuer. Die Zuschauertribünen wandern in diesem Jahr von der Längs- auf die Kopfseite, das spart einen sechsstelligen Betrag. Dabei wird die Sicht auf den Turnierplatz nicht schlechter, nur eben anders, als treue Besucherinnen und Besucher es aus den letzten Jahren gewohnt sind.

Also alles anders in diesem Jahr?

Das Konzept des Turniers bleibt das gleiche. Besonders wichtig ist mir, dass die Reiterinnen und Reiter unsere Gäste sind und sich wirklich wohlfühlen können. Dabei werden alle gleich behandelt, egal, ob Olympiasieger oder Amateur. Das heißt, es fallen keine Start- und Nenngebühren an und die Unterkunft im Hotel ist ebenfalls kostenfrei. Das ist etwas, was es in der deutschen Turnierlandschaft so sonst nicht gibt, höchstens im absoluten 5-Sterne-Bereich. Aber in diesem Jahren fallen eben zum ersten Mal Kosten für das Einstallen der Pferde an: 150 Euro pro Pferd. Das ist aber immer noch vergleichsweise wenig. Bei anderen Turnieren werden schon vor dem Start vierstellige Summen fällig, um die Pferde unterzubringen, Prüfungen zu nennen und so weiter. Unser Konzept war schon immer ein anderes: Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der sich die Reiterinnen und Reiter wohlfühlen und entspannt sind. Das zahlt sich mit guter Stimmung und Fröhlichkeit auf dem Turniergelände aus.

Das lockt sicher auch den Nachwuchs, oder? Da sitzt das Geld für teure Startgebühren ja sicher noch nicht so locker wie bei den Profis.

Das stimmt. Die Liste derjenigen, die bei uns starten wollen, ist immer lang. Da eine gute Auswahl zu treffen, ist jedes Jahr aufs Neue sehr, sehr schwierig und eine große Aufgabe für unseren Vorstand. So vielen Reiterinnen und Reitern absagen zu müssen, tut natürlich weh. Von den 48 Reitern, die beim Turnier der Sieger starten, kommen 24 über die Weltrangliste, das ist eine Vorgabe, an der wir nichts ändern können – das sind große Namen, die wir natürlich auch gerne bei uns begrüßen. Zwölf weitere Starter legt der Bundestrainer fest. Bleiben also zu guter Letzt Zwölf, die wir selbst aussuchen.

Wird Lokalmatadorin Ingrid Klimke also in diesem Jahr auch dabei sein?

Ja, sie wird beim Turnier der Sieger starten.

Zeigt sich mit Bewegungen wie dem Hobbyhorsing vielleicht auch eine Abkehr vom klassischen Reitsport, Stichwort Tierwohl?

Das ist definitiv ein Thema. Es ist Aufgabe für jeden, der mit Pferden und mit dem Reitsport zu tun hat, extrem verantwortungsvoll mit den Tieren umzugehen. Das Pferd ist geschätzter Partner, kein Sportgerät. Als ich in den Siebzigerjahren in den Sport eingestiegen bin, spielten Fragen nach dem Tierwohl im Grunde noch keine Rolle, damals sind sicherlich auch Dinge passiert, die so heute – zum Glück – undenkbar wären. In den letzten Jahren rückt das Thema aber immer mehr in den Fokus. Erst vor ein paar Tagen war die Leiterin der Veterinäramtes bei uns, die die geltenden offiziellen Auflagen für das Turnier der Sieger auch während der Turniertage kontrolliert. Dazu gehört zum Beispiel das Stewarding an den Abreiteplätzen, wo also kontrolliert wird, dass die Pferde nur regelkonform geritten werden. Natürlich kann man nicht immer und für jeden die Hand ins Feuer legen. Aber um eine Veranstaltung wie das Turnier der Sieger überhaupt realisieren zu können, gibt es mittlerweile auch von Seiten der reiterlichen Vereinigung FN umfassende Auflagen. Regelwerk, Kontrollen und Sanktionierungen müssen zusammenpassen und konsequent umgesetzt werden. Wir machen das Turnier der Sieger so transparent wie möglich: Zugang zu den Stallungen dürfen wir nicht gewähren, aber alles andere, die Abreiteplätze, die Prüfungen, sind für jedermann einsehbar. Dass nicht jeder gut findet, dass Pferde geritten werden, kann ich verstehen. Fakt ist aber auch, dass das Pferd seit Jahrtausenden zur Kulturgeschichte des Menschen dazugehört.

Ist es aus Ihrer Sicht denkbar, dass zum Beispiel Olympische Spiele irgendwann ganz ohne Pferde stattfinden? Im Olympischen Fünfkampf ist das Reiten ja mittlerweile gestrichen.

Diese Entscheidung ist aus meiner Sicht absolut richtig. Die Springprüfungen im Fünfkampf hatten mit Reitsport absolut nichts zu tun. Da wurde zum Teil sehr, sehr schlecht geritten. Auch, dass den Athletinnen und Athleten im Fünfkampf fremde Pferde zugelost wurden, hat sicherlich zu den unschönen Bildern beigetragen. Das hat auch zu unfairen Verzerrungen in den Ergebnissen geführt. Gleichzeitig ist die klassische Reitlehre von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Gerade hier in Westfalen gehören das Pferd und die Reiterei zur Kultur dazu. Es wäre außerordentlich schade, wenn das nicht beibehalten würde. Der Reitsport ist eine fantastische Sportart! Gerade bei den Olympischen Spielen stehen die FEI, also die internationale Dachorganisation des Reitsports, bzw. das Olympische Komitee natürlich vor der Herausforderung, Wettkämpfe so zu organisieren, dass möglichst viele Nationen teilnehmen können. In vielen Ländern auf der Welt wird hervorragend geritten. Teil der Wahrheit ist aber auch, dass der Reitsport keine günstige Sportart ist. Gerade bei internationalen Wettkämpfen sind schon allein die logistischen Kosten, etwa für den Transport der Tiere, immens. Und dennoch: Reiten ist Kernsportart der Olympischen Spiele.

Münster Oberbürgermeister Markus Lewe hat sich zum Ziel gesetzt, die Stadt bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu machen. Inwiefern ist das Turnier der Sieger schon eine „grüne“ Veranstaltung?

Das Thema ist riesengroß. Mit ist aber wichtig zu betonen, dass wir in Deutschland das Klimaproblem nicht allein lösen können. Trotzdem gehen wir beim Turnier der Sieger mit Ressourcen so schonend und sparsam um, wie es für eine solche Veranstaltung eben geht, setzen mittlerweile zum Beispiel auf Mehrweggeschirr.  Tatsache ist aber auch, dass wir schlicht bestimmte Bedarfe an Energie haben.

2024 finden in Münster die Special Olympics Landesspiele für Athlet*innen mit geistiger Beeinträchtigung statt. Gibt es Ideen, inklusive Formate auch beim Turnier der Sieger anzubieten?

Das ist leider recht schwierig, da wir per se ein sehr dichtes Programm haben. Es gibt in jedem Jahr hochspannende neue Ideen, aber noch Luft zu finden, um diese auch zu realisieren, ist fast unmöglich. Uns ist wichtig, dass die Prüfungen zu solchen Uhrzeiten stattfinden, die sowohl für die Reiterinnen und Reiter als auch für die Gäste gut machbar sind. Das Turnier der Sieger hat einen kompakten, traditionsreichen Kern, den wir unbedingt beibehalten wollen, ohne in Stress zu geraten und uns zu verzetteln. Gleichzeitig freuen wir uns natürlich unheimlich auch über neue Gesichter, die bei uns reiten, und über ein buntes, gut gelauntes Publikum.

Quelle Text und Bild: Münster aktiv

 

Bei uns Tickets für das Turnier der Sieger gewinnen!
Wir dürfen 2 × 2 Tickets für die Abendsveranstaltung am Samstag, 26.08. verlosen.

Beantwortet dazu einfach die folgende Frage: Wie lautet der Name des Pferdes, mit dem Hendrik Snoek 1975 eine Goldmedaille bei der Europameisterschaften in München gewann? Kleiner Tipp: Wikipedia kann helfen 😉 Sendet uns die richtige Antwort per Mail unter dem Stichwort „Turnier der Sieger“ an redaktion@muensteraktiv.de

Einsendeschluss ist Montag, der 21. August 2023. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Hinweis am 22. August: Gewonnen haben Lisa H. und Julian Sp. – die Gewinner*in wurden per Email benachrichtigt.