Als Solist vertrat Cedrik Runde die LG Brillux bei den deutschen U20-Meisterschaften. Im taktischen 800 Meter-Vorlauf lernte er für die Zukunft. Die Mittelstrecken-Staffeln der Aktiven belegten die Plätze vier, sechs und acht.

Mit der kleinstmöglichen U20-Delegation reiste die LG Brillux zu den deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften: 800 Meter-Läufer Cedrik Runde war in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle der einzige Starter. Verstärkt wurde er allerdings von gleich drei Aktiven-Mittelstrecken-Staffeln: Zwei 800 Meter-Trios bei den Frauen und das 3×1000 Meter-Team der Männer starteten im Rahmen der Langstaffel-DM.

Cedrik Runde erwischt langsamen, ruppigen Vorlauf

Cedrik Runde läuft seit Januar sein erstes U20-Jahr. Obgleich die Trauben bei nationalen Meisterschaften entsprechend hoch hängen, treibt Cedrik in diesen Wochen der Rückenwind einer klaren neuen 800 Meter-Bestzeit (1:56,50 Minuten) an. Im DM-Vorlauf waren dann allerdings nicht die Fähigkeit eines gleichmäßig hohen Tempos gefragt, sondern gute Nerven, körperliches Durchsetzungsvermögen, taktische Versiertheit und der finale Punch. Drei von vier Kriterien erfüllte Cedrik im mit Abstand langsamsten aller drei Vorläufe souverän: Weder ließ er sich von zwei abgebrochenen Starts aus der Ruhe bringen noch von der körperbetonten Renneröffnung im Feld, das die 400 Meter in gemächlichen 63,00 Sekunden passierte. Mit starker Präsenz hielt Cedrik Position zwei und erwartete die Vorstöße der Favoriten Robert Rutz (LC Paderborn) und Ben Friedrich (MTG Mannheim). Als das Duo eingangs der Schlussrunde das Tempo rasant anzog und sich ineinander verhakte, wäre es fast zum Sturz gekommen  bezeichnend für ein ruppiges, unruhiges Rennen. Die Lücke nach vorne ging auf der Gegengeraden auf, nach hartem Fight erreichte Cedrik Runde als Vierter in 2:01,40 Minuten das Ziel und hatte keine Chance auf ein „kleines q“.
Cedrik Runde kommentierte sein Abschneiden differenziert: „Etwas enttäuscht war ich natürlich, weil ich denke, dass ich auch in diesem Lauf hätte mehr reißen können. Trotzdem konnte ich gute Erfahrungen aus dem taktischen Rennen mitnehmen und bin für die Freiluftsaison motiviert.“ Trainer Jörg Riethues bescheinigte seinem Schützling ein unterm Strich gelungenes Rennen: „Cedrik hat sich bei seinem ersten DM-Auftritt in der U20 gut verkauft und war in einem unruhigen Feld immer präsent. Er hat zwei Athleten mit schnelleren Meldezeiten hinter sich gelassen.“ Auf den 17-Jährigen wartet als nächster Fixpunkt das Oster-Trainingslager in Malente. „Ich hoffe, meine Form hier weiter zu verbessern, um die Freiluftsaison mit einer Bestzeit eröffnen zu können“, plant Cedrik Runde mit einer Verstetigung seines Aufwärtstrends der zurückliegenden sechs Monate.
3×800 Meter Frauen: Trios auf Platz sechs und acht
Gleich zwei LG-Staffeln hatten sich für die 3×800 Meter-DM der Frauen qualifiziert. Gegen die mit starken Mittelstrecklerinnen besetzten Trios u.a. aus Köln, Leverkusen und Dortmund hätte es indes ein Spitzen-Trio in Topform gebraucht, um an Bronze schnuppern zu können. Die Vorzeichen waren ungünstig: Während Pia Schlattmann nach Eisenmangel noch nicht wieder auf der Höhe ihres Schaffens ist, absolvierte Christina Lehnen die 800 Meter aus der laufenden Vorbereitung für die 10 Kilometer-Straßen-DM am kommenden Wochenende – ihr fehlte die Spritzigkeit für vier schnelle Hallenrunden. „Wir wussten, dass es unter diesen Voraussetzungen schwierig würde, die für eine Medaille erforderliche Zeit um 6:45 Minuten anzubieten“, ordnete Jörg Riethues in der Retrospektiv die Chancen ein. Die zweite Staffel mit Frieda Breitkopf, Anna Kamp und Franziska Dinkelborg hatte mit der DM-Qualifikation bereits alles erreicht und konnte im Wettkampf nur positiv überraschen.
Kerstin Schulze Kalthoff überragend, Teamleistungen solide
Dass während des Rennens dennoch Hoffnung aufkeimte, lag an einer überragenden Vorstellung von Startläuferin Kerstin Schulze Kalthoff für das Team LG Brillux Münster I: Nach dosierten 500 Metern übernahm die 25-Jährige die Rennspitze und riss mit einem negativen Split auf der zweiten Rennhälfte eine beträchtliche Lücke zum Rest des Feldes. In 2:12/2:13 Minuten übergab sie den Staffelstab an Christina Lehnen und legte die 800 Meter schneller zurück als bei ihrer offiziellen persönlichen Bestleistung. Die favorisierten Teams aus Köln und Leverkusen machten in der Folge „Jagd“ auf Christina Lehnen und stellten sie nach 300 Metern; dem hohen Tempo insbesondere von Berit Scheid (ASV Köln, PB: 2:05,36 min) hatte die 20-Jährige nichts entgegenzusetzen. So kämpften Christina Lehnen und als Schlussläuferin Pia Schlattmann (Einzel-Split: 2:17/18 min) zwar nach Kräften, verloren jedoch den Kontakt zu den Medaillenrängen, sodass die LG Brillux I nach 6:51,33 Minuten auf Position sechs das Ziel erreichte. Für die LG Brillux II überzeugten Startläuferin Frieda Breitkopf (Einzel-Split 2:18/19) und Schlussläuferin Franziska Dinkelborg (Einzel-Split 2:19 Minuten), auf Platz acht erreichte die Staffel nach 7:02,54 Minuten das Ziel.
„Beide Staffeln haben sich auf der Platzierungsebene gut verkauft, unser erstes Team konnte sich im Vergleich zu den Westfalenmeisterschaften leicht verbessern“, kommentierte Cheftrainer Jörg Riethues. Für die Athletinnen unterstrich Franziska Dinkelborg das positive Gemeinschafts-Erlebnis: „Mit dem Team zu laufen ist besonders schön. Da wir ohnehin immer zusammen trainieren, kann man in Form der Staffel genau dieses Gefüge auch einmal im Wettkampf zeigen. Die ein bis zwei Plätze, die wir vielleicht haben liegen lassen, werden wir im Sommer gutmachen.“

3×1000 Meter Männer: LG zahlt taktisches Lehrgeld

Die 3×1000 Meter-Staffel der Männer wollte im kleinen Feld in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Dass Silas Zahlten, David Rajter und Marco Sietmann letztlich auf dem undankbaren vierten Platz das Ziel erreichten, war möglicherweise das Produkt einer ungünstigen Aufstellungs-Taktik, wie Jörg Riethues stellvertretend für das Trainer Duo Riethues/Welp einräumt: „Die schnellsten Einzelzeiten wurden auf Position zwei gelaufen. Hier hatten wir mit David Rajter unseren schwächsten Läufer aufgestellt, der auf das Führungstrio trotz hartem Kampf viel Boden verloren hat – für Marco Sietmann war der Weg nach vorne dann zu weit. Wir haben Lehrgeld gezahlt.“
So entwickelte sich die erste Passage über weite Strecken zu einem Rennen im Schlafwagen, bei dem Florian Zittel (TV Wattenscheid) das Quartett von der Spitze laufend einlullte und erst auf der Schlussrunde sprengte. Silas Zahlten konnte in 2:33 Minuten für sein Team kaum mehr als einen lockeren Aufgalopp mit harter Endbeschleunigung beisteueren. Demgegenüber deckten auf der Mittelpassage die Staffeln aus Wattenscheid, Dresden und Karlsruhe ihr Blatt komplett auf und zwangen David Rajter in überpacete erste 400 Meter – diese musste er auf den beiden Schlussrunden, tapfer kämpfend, bitter bezahlen und eine stetig wachsende Lücke zu den Medaillenrängen hinnehmen. Marco Sietmann versuchte sich auf der Schlussposition zwar in Ergebniskosmetik, nach Platz vier in 7:37,33 Minuten war das LG-Quartett aber sichtbar enttäuscht.

Hallensaison endet, Straßen-DM und Trainingslager stehen bevor

Mit der U20- und Langstaffel-DM endet die Hallensaison 2023/24. Indes geht es im Hochbetrieb weiter: Während Christina Lehnen und Pia Schlattmann am kommenden Samstag die 10 Kilometer-DM in Leverkusen absolvieren und ein Team-Ergebnis im Bereich der Medaillen anpeilen, befindet sich Silas Zahlten bereits auf dem Weg nach Südafrika. Ihm folgen in der nächsten Woche Kerstin Schulze Kalthoff, Christina Lehnen, Pia Schlattmann, Frieda Breitkopf, Lea Brückner und David Rajter. Gemeinsam verweilt man dort bis Ende März. Marco Sietmann schlägt nach seiner erfolgreichen Hallensaison mit Einzel-DM-Platz vier und starken Bestzeiten (1500 Meter: 3:45,13 Minuten / 3000 Meter: 8:12,88 Minuten) seine Zelte in Clermont-Ferrand auf.
Für die stärksten Akteure unterm Hallendach, Kerstin Schulze Kalthoff und Marco Sietmann, geht es nach den Hallen-Rennen dann allmählich auch in Richtung Hindernis-Disziplinspezifik. Kerstin verbindet mit der Höhe von Dullstroom sehr gute Erinnerung: Hier bereitete sie im vergangenen Herbst ihr Comeback vor. Marco möchte im französischen Zentralmassiv fokussiert am nächsten Schritt auf dem Weg in die nationale Hindernisspitze arbeiten.
Text/Foto: LG Brillux