Geraint Thomas heißt der Sieger der Tour de France 2018. Drei Wochen hat sich die Weltelite des Radsports über 21 Etappen bis nach Paris ins Ziel gequält. Als Co-Kommentator bei der ARD war mit dabei der Sportliche Leiter des Sparkassen Münsterland Giro Fabian Wegmann: Ex-Radprofi und Münsteraner. Im Oktober findet in Münster nun zum 13. Mal der Sparkassen Münsterland Giro statt.
13 – eine stolze Zahl, steht sie doch für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Sponsoren, Partnern, Landkreisen, Städten und Gemeinden sowie die ungebrochene Begeisterung des Publikums für den Radsport. Kann der Sparkassen Münsterland Giro einem internationalen Vergleich mit der Tour de France standhalten?
Ein Interview mit Rainer Bergmann, Organisationsleitung, und dem Sportlichen Leiter der Profis, Fabian Wegmann.
Was viele interessieren wird: Wie fühlt man sich als Co-Kommentator bei der ARD im Rahmen der Tour de France?
W: Gut. Man bekommt zwar wenig Schlaf, aber sonst hat es mir sehr viel Spaß, die Tour von der anderen Seite zu sehen.
Wie oft hast Du selbst an der Tour de France teilgenommen?
W: 7 Mal
Was war dabei dein größter Erfolg?
W: Sicherlich die Tage im Bergtrikot. Vor allem die Solofahrt 2005 in Richtung Karlsruhe.
Und was ist schöner: Mitfahren oder moderieren?
Ich würde sagen, alles zu seiner Zeit. Als Sportler war ich natürlich sehr ehrgeizig und wollte vorne mitfahren. Aber ich habe mich genug gequält. Deshalb sitze ich heute gerne auf dem Stuhl des Moderators.
Würdest Du jetzt noch eine Etappe schaffen?
W: Eine flache Etappe eventuell, aber eine in den Bergen, keine Chance.
Kittel und Greipel, aber auch andere, sind bei der Tour de France früh ausgeschieden.
W: Ja, das ist sehr schade. Die Alpen waren dieses Jahr besonders schwer und viele Sprinter haben es in der sehr knappen Karenzzeit nicht geschafft.
Dafür haben andere für Überraschungen gesorgt.
W: Definitiv. Besonders Degenkolb, der sich den legendären Etappensieg in Roubaix geholt hat. Und auch Geschke hat eine riesengroße Leistung abgeliefert.
Was sagst Du: Kann der Sparkassen Münsterland Giro einem internationalen Vergleich, wie beispielsweise mit der Tour de France, standhalten?
W: Die Tour ist einzigartig und eins der größten Sportereignisse der Welt, das ich kenne. So gesehen vergleicht man Äpfel mit Birnen. Aber was die Professionalität angeht, steht der Sparkassen Münsterland Giro der Tour in nichts nach. Unter den ersten acht aus dem letzten Jahr haben auch 6 eine Tour-Etappe gewonnen, das zeigt wie hoch das Niveau der Fahrer ist.
B: Da hat Fabian recht. Die Tour ist ein gigantisches Radsport-Event mit ganz anderen Strukturen. Doch im Rahmen unserer Möglichkeiten tun wir das Beste für alle Teilnehmer und bieten vor allem Sicherheit und einen guten Service.
Herr Bergmann, wie sieht der Vergleich bei der Profi-Strecke aus?
B: Man kann ein Eintagesrennen wie den Sparkassen Münsterland Giro nicht mit einer Grandtour über drei Wochen vergleichen und die Beschaffenheit des lieblichen Münsterlandes mit den Alpen und Pyrenäen schon gar nicht.
W: Stimmt. Nichtsdestotrotz haben wir in diesem Jahr alle Endmoränen im Bereich der Baumberge in die Profi-Strecke eingebaut, so dass eine durchaus anspruchsvolle Streckenführung dabei rausgekommen ist.
Kommen wir zu den Jedermann-Rennen beim Sparkassen Münsterland Giro. Was erwartet hier die Sportler?
B: Wie gesagt, in diesem Jahr geht es durch die wunderbaren Baumberge und die Landschaft des Münsterlandes der Kreise Coesfeld und Borken. Auch hier haben wir die eine oder andere Steigung eingebaut, so dass für alle drei Strecken ein sportliches aber auch wunderschönes Streckenprofil entstanden ist.
Sind die Strecken für alle machbar?
B: Im Programm stehen der Cup der Sparkasse Münsterland Ost (65km), der Cup der Westfälischen Provinzial Versicherung (95 km) und der Cup der LBS (125km). Jede Strecke hat ein anderes Profil mit einer variierenden Mindestgeschwindigkeit, so dass für jeden potentiellen Teilnehmer was dabei sein sollte.
Wenn man sich in Bezug darauf die Mindest-Durchschnittsgeschwindigkeiten anschaut, muss man schon ziemlich sportlich sein, um mithalten zu können.
B: Ohne Training geht es natürlich nicht. Doch wer ein bis zweimal die Woche auf dem Rad sitzt, sollte keine Probleme haben.
Gibt es eigentlich auch ein Jedermann-Rennen im Rahmen der Tour de France?
W: Ja, es gibt die L’Etape du Tour. Das ist jedes Jahr eine ausgewählte Berg-Etappe der Tour.
Radsport-Anfänger sind häufig unerfahren, fahren zu schnell und bringen andere in Gefahr. Da sind Stürze vorprogrammiert. Wie beugt der Sparkassen Münsterland Giro dem vor?
B: Speziell deshalb haben wir in diesem Frühjahr einen Sicherheits-Workshop angeboten, um mit Einsteigern das Fahren in der Gruppe zu trainieren. Außerdem wurden Fahr- und Sicherheitstipps vermittelt.
Reicht das aus? Wie ist es am Tag der Veranstaltung?
B: In diesem Jahr werden alle Jedermannrennen separat unterwegs sein. Das bedeutet, dass sich keine Teilnehmerfelder mischen werden und die Rennen getrennt voneinander im Ziel eintreffen werden.
Wird dadurch allein die Sturzgefahr reduziert?
B: In Teilen sicherlich, aber nicht in Gänze. Aufgrund der Profilierung werden sich die Felder schnell auseinanderziehen und die Geschwindigkeiten werden im Rahmen bleiben. Außerdem haben wir die Streckenführung ab Laer deutlich geändert und uns auf schmale Straße fokussiert. Das hat den Vorteil, dass sich keine großen Pulks bilden können, so wird die Sturzgefahr gemindert.