… mit Höhen und Tiefen.

Hi, ich bin Timo und ich laufe leidenschaftlich gerne Marathons. Nachdem nun 2 Jahre verstrichen sind und eine „normale“ Durchführung von Laufveranstaltungen nicht möglich war, habe ich mich schon richtig auf diesen Tag gefreut. Aber der Weg dorthin war für mich dieses Mal gar nicht so einfach. Nachdem ich im September letzten Jahres auch schon am 35. Haspa Marathon teilgenommen hatte, stand für mich sehr früh fest, dass ich auch dieses Jahr wieder daran teilnehmen werde.

12 Wochen Training bis zum Marathon
Pünktlich zum 01. Februar startete mein 12-wöchiger Marathontrainingsplan. Mein Trainingsplan sah wöchentlich 5 bis 6 Einheiten vor, mit einem Wochenumfang von 70 bis 110 km. Die ersten 4 Wochen liefen auch richtig gut, bis zu meinem ersten Rückschlag. Ein verdorbener Magen hat mich dazu gezwungen, fast eine ganze Woche das Training auszusetzen. Ein wenig geknickt ging es in der 6. Woche dann endlich wieder normal weiter im Training und ich konnte meinen ersten langen Lauf von 31 km Montagabends absolvieren.

Ich war wieder richtig happy, da die vergangene Woche richtig gut lief und ich wollte mich direkt in die nächste Woche stürzen, doch dann kam der nächste Rückschlag direkt am Dienstagmorgen, Corona. Aus völlig heiterem Himmel hat es mich dann auch erwischt. Im ersten Moment ist für mich eine kleine Welt zusammengebrochen. Für mich stand an dem Tag fest, den Haspa Marathon wirst du nicht mehr laufen können und wenn dann doch, dann in einem sehr langsamen Tempo. Da ich die nächsten 8 Tage leider sehr viel Zeit hatte, habe ich mich sehr intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. Ich kam zu dem Schluss, dass wenn ich ausreichend pausiere, ich mich von einem Sportmediziner auf den Kopf stellen lassen würde und der mir das okay gibt, dann kann ich es doch noch schaffen.

1 ½ Wochen nach meiner Infektion, als ich wieder raus durfte, habe ich mich das erste Mal auf einen Testlauf begeben, um zu schauen, wie ich die Infektion verkraftet habe. Erfreulicherweise lief es sehr gut. Um auf Nummer sicher zu gehen und eine Herzmuskelentzündung auszuschließen, habe ich bei meinem Hausarzt einen Sportleistungstest gemacht. Erfreulicherweise hat mir mein Arzt grünes Licht fürs Training gegeben. Ich sollte diese Woche noch ruhig machen und in der kommenden Woche könnte ich dann wieder ins normale Training einsteigen. Mittlerweile war ich in Trainingswoche 10 angekommen. Hier habe ich noch mal alle Kräfte mobilisiert und das Training wieder raufgeschraubt, weshalb ich auf knapp 105 km gekommen bin. In Woche 11 und 12 ging es dann aber auch schon wieder direkt ins Tapering. Leider fehlten mir nun schon zwei lange Läufe von über 30 km, was ich während des Marathons noch spüren sollte. Meine Gedanken kreisten, werde ich den Marathon schaffen? Wenn ja, wie? Schaffe ich meine erhofften 3:14:59 Std.? Fragen über Fragen.

Lauflotse
Was mich enorm motiviert und mich zum Durchhalten bewegt hat, war die Tatsache, dass ich das Glück hatte, dass ich Ende 2021 die Info bekommen habe, dass ich als „Lauflotse“ offiziell für den Haspa Marathon Werbung machen dürfe. Und bevor die Frage kommt, nein, ein Lauflotse ist kein Pace-Läufer, der einen nach einer bestimmten Zeit sicher ins Ziel bringt. Nach diversen virtuellen Teamtreffen (wir sind 20 Lauflotsten), hatte ich am Samstag auf der Marathon Messe das Vergnügen, meine Lauflotsen Kolleg:innen endlich persönlich kennen zu lernen, da wir uns dort für ein paar Werbefotos und einen kleinen Shake Out Run zum Hamburger Hafen und zurück getroffen haben.

Rennbericht
Eigentlich wollte ich es etwas ruhiger angehen lassen, aber es kam zu Beginn direkt anders. Mein Kumpel Jan (auch aus Münster) hat mich sofort mitgezogen. Zwischenzeitlich mussten wir uns etwas bremsen, da eine 4:20er bis 4:25er Pace uns wohl auf Dauer zu viel Körner gekostet hätte.

Dennoch konnten wir sehr solide die Pace im Schnitt halten. Bis zum HM waren wir mit etwa 4:32 min/km im Schnitt gut unterwegs. Danach wurde es etwas böig und es ging Richtung Ohlsdorf immer etwas auf und ab, was richtig Kraft gekostet hat. Ich habe ab km 30 gemerkt, wie mir so langsam die Kraft aus den Beinen entschwand. Trotzdem habe ich die Zähne zusammengebissen. Bei km 33 habe ich dann Jan vorgewarnt, dass es sein kann, dass ich gleich etwas langsamer werde. Er hat dann noch mal alles versucht, mich zu motivieren und zu puschen, aber ab km 35 ging es nicht mehr und ich wollte es auch nicht riskieren, dass ich gar nicht ankomme. Daher habe ich ihn dann langsam ziehen lassen. Hier zeigte sich einfach, dass fehlen der zuvor erwähnten langen Läufe.

Ein paar Sekunden langsamer als Jan, konnte ich ihn noch etwa 2 km sehen, bis er weg war. Ab km 35 fing ich aber auch an zu rechnen, denn ich wollte die Sub 3:15. Bleib unter 5:00 min/Sek, bleib unter 5:00, dann packst du das noch, habe ich mir gedacht. Meine Pace ging immer weiter runter, aber sie blieb unter 5. „Jetzt reiß dich zusammen Junge, dass macht dich fertig, wenn nur ein paar Sekunden fehlen.“ sagte ich mir. Auf dem letzten km dachte ich, „Jetzt ne Gehpause. NEIN, reiß dich zusammen.“

Das Ziel im Blick, noch 200 m, Blick auf die Uhr, nur 60 Sekunden Zeit, Gas geben und dann ….

YESS, GESCHAFFT, NEUE PB mit 3:14:38.

Ich bin 22 Sekunden unter der Sub 3:15 geblieben und habe meine PB um fast drei Minuten verbessert. Ich war überglücklich, merkte aber auch sofort, du musst dich sofort hinsetzen. Im Ziel hat Jan auf mich gewartet. Mit soliden 3:11:39 hat er das Ding nach Hause gebracht und auch eine neue PB abgeliefert. Für mich steht auf jeden Fall fest, hätte ich kein Corona gehabt und mein Training inkl. Langer Läufe solide fortsetzten können wäre ich, so Gott will, in unter 3:10:00 durchs Ziel gelaufen. Na ja, man kann nicht alles haben und am 25. September 2022 steht ja auch schon wieder der nächste Marathon auf dem Plan. Dann geht es zum zweiten Mal nach Berlin. Eine sehr schnelle Strecke, schön Flach, da ist die Sub 3:10:00 bestimmt drin.

Fazit Ich hoffe, ich konnte Euch den Marathonsport etwas näherbringen und Ihr habt vlt. jetzt auch Lust, mal einen Marathon zu finishen. Wenn Ihr das möchtet, dann kann ich Euch Hamburg als erste Wahl nur ans Herz legen. Die Menschen, die Stimmung, der Ausblick, ob über den Hafen, die Landungsbrücken, die Innen- oder Außenalster, alles atemberaubend.

In diesem Sinne, wir sehen uns an der Startlinie.

Euer Timo!

 

Quelle / Text / Foto: Timo Winter