Ein Europa, eine Währung: Die Einführung des Euro war 2002 einer der seltenen Gründe, den Giro d’Italia jenseits der Grenzen seines Heimatlandes stattfinden zu lassen. Er führte durch die sechs Gründerstaaten der EWG, der Vorläuferin der heutigen EU: Niederlande, Deutschland, Belgien, Luxemburg, Frankreich und Italien. Nach dem Start im niederländischen Groningen war Münster am 12. Mai 2002 der erste Etappenort des „Euro-Giro“.
Knapp 200 Radsport-Profis gingen auf die 215 Kilometer lange Strecke, die mit dem dreimaligen Rundkurs durch Münsters kopfsteingepflasterte Altstadt ihren Höhepunkt und Abschluss fand. Sieger der Etappe war der Italiener Mario Cipollini. Während des ganzen Tages hatte es für die rund 300 000 Radsportfans in der Stadt ein umfangreiches Programm auf zehn Bühnen und fünf Aktionsflächen gegeben und natürlich informierten die Moderatoren aktuell von der Strecke. Vor den Profis beendeten die Fahrer der Special Olympics die Etappenstrecke Groningen – Münster, ein Radkorso bot Einblicke in die Welt der Fahrradkonstruktion.
Zusätzlich lockte das Eurocityfest (heute „Münster Mittendrin“), das extra aus gegebenen Anlass verlängert worden war. Auch in den Streckenorten im Emsland (Haren, Meppen, Geeste, Lingen, Emsbüren, Salzbergen) und im Münsterland (Rheine, Emsdetten, Greven) war am Giro-Tag richtig viel los.
In Münster gab es auch in den Wochen rund um den 12. Mai 2002 Vieles rund um das Fahrrad zu sehen und zu erleben: Das Programm „Leeze-Zeichen“ präsentierte das Fahrrad literarisch und artistisch, historisch und künstlerisch, wissenschaftlich, sozialgeschichtlich und ganz praktisch. Die Fotoausstellung „Uniform und Speiche“ in der Villa ten Hompel beleuchtete das Dienstrad als Beispiel für sich wandelnde Tätigkeitsfelder der Polizei und anderer Behörden. Es ging aber auch um einen Weltrekordversuch der bedächtigen Art: Beim „Giro de Bambini“ wurde der langsamste Fahrradfahrer oder die langsamste Fahrradfahrerin gesucht.
Die Begeisterung für die gelungene Etappe des Giro d’Italia war der Grundstein für die Entwicklung des Radsports im Münsterland. Zunächst wurde das Radrennen „Groningen – Münster“ ausgetragen, nachfolgend der „Sparkassen Münsterland-Giro“, der am 3. Oktober 2006 erstmals an den Start ging und wie das Vorbild seitdem auch regelmäßig mit dem dreimaligen Rundkurs durch die Altstadt das Finish einläutet. Der erste Sparkassen Münsterland-Giro wurde auf einer 200-Kilometer-Route im Kreis Coesfeld und in der Stadt Münster ausgefahren. Gleichzeitig schuf das Münsterland eine neue Marke für den Radsport: Mit der Kategorie 1.1 des Radsport-Weltverbandes UCI gehörte die Veranstaltung von Anfang an zu den Top-Ten-Tagesrennen in Deutschland und bildet seitdem das Finale der bundesweiten Radsport-Saison.
Die Münsterlandkreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf wechseln sich als Austragungsorte ab, Münster ist für jeden Sparkassen Münsterland-Giro am 3. Oktober Zielort.

Quelle: Stadt Münster