Die Bootsklasse des Vierer-ohne ist für Felix Brummel gut bekanntes Terrain: Noch als Leichtgewichtsruderer im U23-Bereich verbuchte er hier seinen ersten internationalen Erfolg und auch der Durchbruch in der offenen Altersklasse – inzwischen zu den Schwergewichten gewechselt – gelang dem Münsteraner in dieser Klasse, als er im vergangenen Jahr im wichtigen deutschen Mittelboot Platz nehmen durfte. Platz sieben bei der EM in Glasgow und Platz sechs bei der WM in Plowdiw lauteten dabei die Ergebnisse. Gut eine Woche vor der diesjährigen EM in Luzern wurde Brummel – der 24-jährige Münsteraner studiert Maschinenbauingenieurwesen und trainiert am Olympiastützpunkt in Dortmund – dann erneut in das Team des deutschen Vierer.ohne berufen, wobei die Hälfte der Crew gegenüber dem Vorjahr ausgewechselt wurde. Die Plätze von Peter Kluge und Felix Drahotta wurden von den erfahrenen Ruderern Felix Wimberger und Maximilian Planer – beide amtierende Weltmeister im Achter – übernommen. Brummel und Nico Merget sorgten für personelle Kontinuität im Vierer.

Bereits im Vorlauf am Freitag (31. Mai) zeigte sich, dass der deutsche Vierzylinder in diesem Jahr rund läuft: Das Auftaktrennen auf dem bei Luzern gelegenen Rotsee – auch als „Göttersee“ bezeichnet – konnten Brummel und Co. vor den Booten aus Polen, Serbien, Österreich und Dänemark sicher für sich entscheiden. Damit gelang dem deutschen Quartett bei besten Rudersportbedingungen und vor traumhafter Kulisse der direkte Einzug ins Halbfinale. Der kräfteraubende Umweg über den nur wenige später ausgetragenen Hoffnungslauf blieb der Crew somit erspart. Auch im Halbfinale machte das Team mit Brummel auf dem Bugplatz eine gute Figur: Nach dem Start zunächst auf zweiter Position hinter Italien liegend, setzte sich der deutsche Vierer mit einem entschlossenen Endspurt an die Spitze des Feldes und überquerte nach 2.000 Metern die Ziellinie als Erstes. Damit war das Mindestziel der Finalteilnahme, dass sich Brummel und seine Mitstreiter gesetzt hatten, erreicht. Hinter Italien zog als drittplatziertes Boot noch Weißrussland ins Finale ein, während die Niederlande, Österreich und Frankreich ins B-Finale verwiesen wurden. Im anderen Halbfinalrennen gewannen die Briten klar und machten deutlich, dass sie ihrer traditionellen Favoritenrolle auch in diesem Jahr gerecht werden wollen.

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Völlig ausgepumpt erreichen alle Teams das Ziel, aber im deutschen Boot breitet sich bereits Freude über den errungenen Medaillenrang aus.

Im Finalrennen am Sonntag lag die deutsche Mannschaft – mit Trauerflor zum Gedenken an den vor wenigen Monaten verstorbenen Teamkameraden Maximilian Reinelt geschmückt – auf einer der beiden Mittelbahnen am Startnachen, daneben das Team aus Großbritannien sowie die Boote aus Polen, der Ukraine, Italien und Weißrussland. Währenddessen verfolgten die Vereinskameraden im münsterschen Clubhaus das Rennen live und drückten die Daumen. Nachdem die Startampel auf Grün gesprungen war, ging Deutschland mit hoher Frequenz – bis zu 46 Schläge pro Minute – ins Rennen und setzte sich an die Spitze des Feldes. Danach konnte sich das mit münsterscher Beteiligung versehene Boot zwischenzeitlich eine gute Luftkastenlänge weit von den Briten und den Polen absetzen. Ab der 500 Meter-Marke begannen Italien, Polen und insbesondere Großbritannien jedoch, die Deutschen zu attackieren, während Österreich und die Ukraine bereits deutlich zurück fielen. Obwohl das Brummel-Team mit mehr als 38 Schlägen pro Minute ordentlich auf dem Gas blieb, mussten sie bei 1.000 Meter erst die Briten und 300 Meter weiter sodann auch die Polen an sich vorbei ziehen lassen. Den Vorsprung auf den Rest des Feldes und somit den Bronzerang konnten die Deutschen aber sicher verteidigen und kamen mit einer knappen Bootslänge Abstand auf die Ukraine, die mit einem heftigen Endspurt noch an den Italienern vorbeizogen, ins Ziel.