Gut: die Themen Fairer Handel und Nachhaltigkeit sind bei vielen schon präsent, wenn es zum Beispiel um Kaffee geht. Doch wie sieht es im Sport aus? Stellt man sich auch hier die Frage, unter welchen Rahmenbedingungen der Fußball hergestellt wurde? Weniger. Wichtige Aufklärungsarbeit bezüglich Fairer Handel und globale Gerechtigkeit im Sport leistet nun „#sporthandeltfair, ein Zusammenschluss aus NGOs, Sportvereinen, Verbänden und Kommunen. Sie agieren bundesweit und setzen sich für die Themen Sport, Fairer Handel und Nachhaltigkeit ein. Ziel ist, dass der Sport in Deutschland eine aktive Rolle zur Verbesserung der Menschen- und Arbeitsrechtsbedingungen in der Sportindustrie und Konsumartikelherstellung einnimmt.
Jetzt wurde der neue Leitfaden für Nachhaltigkeit im Sportverein veröffentlicht.

Ein Gespräch mit Maike Grabowski von Vamos e.V., der regionalen Kampagnenzuständigen für Münster und die Kreise Coesfeld und Warendorf.

Wie viele Fußballvereine in Münster kicken schon mit einem fair gehandelten Fußball?
Niemand nach meinem Wissenstand, das gilt ebenso für Volley-, Hand- und Basketbälle. Leider. Wer mal mit einem Testball spielen möchte, darf sich aber gerne bei mir melden.

Was spricht denn dagegen? Der Preis?
Nein. Ein fair gehandelter Fußball kostet kaum mehr als ein herkömmlicher Ball. Der Ball ist auch genauso genormt und entspricht den offiziellen Vorschriften. Es ist leider aber auch nicht einfach, ein solches Exemplar im Geschäft zu finden. Schon allein das Bewusstsein für das Thema zu vermitteln, ist eine große Aufgabe.

Woran erkennt man fair gehandelte Bälle?
Das ist ganz einfach. Es gibt ein Fairtrade-Siegel. Bereits viele namhafte Hersteller führen fair gehandelte Bälle im Sortiment.

Wenn es nicht der Preis ist, woran scheitert es dann?
Ganz oft an den Rahmenvereinbarungen, die die großen und kleinen Vereine in Deutschland mit Herstellern oder Sportfachhändlern eingehen, die häufig diese Bälle nicht im Programm haben. Dagegen kommt man schwer an. Dazu kommen natürlich die Sperren im Kopf. Sachlich betrachtet gibt es keine Gründe, nicht mit solchen Bällen zu spielen.

Ich habe gelesen, Ihr bietet diesbezüglich Webinare an.
Ja, genau. Unser erster Workshop für Sportvereine im Januar war schnell ausgebucht. Rund hundert Vereine waren dabei. Der Informationsbedarf ist da, keine Frage. Aber um schneller unsere Ziele zu erreichen, müssen mehr mitmachen und handeln.

Welche Ziele verfolgt #sporthandeltfair?
Für mich steht ganz weit vorne den Marktanteil Fair und nachhaltig produzierter Sportartikel in den kommenden drei Jahren signifikant zu steigern – Prinzip: „Ersetzen statt Ergänzen“.

Wann ist der nächste Workshop geplant?
Am 30. September 2021.

Wann wurde Eure Initiative gegründet?
Im letzten Sommer.

Wie willst Du das Thema in Münster voranbringen?
Wir haben bereits Kontakt zum Stadtsportbund und werden in diesem Jahr für die Vereine Workshops anbieten. Ebenso suchen wir den Dialog mit dem Sportamt, die für die Bestellung von Bällen im Sportunterricht zuständig sind. Auch ist ein Aktionsstand auf dem Ball des Sports geplant.

Wenn ich als Sportveranstalter fair gehandelte Trikots suche, dann kann ich bei Dir anrufen?
Ja, natürlich. Ich stelle dann Kontakt zu den potenziellen Lieferanten her. Wir erarbeiten im Moment auch eine Liste für den kompletten Ausstattungsbereich in verschiedensten Sportarten, die wir bald zur Verfügung stellen werden.

Welche Städte sind Vorreiter in Deutschland?
Berlin ist zum Beispiel sehr rührig. Hier kickt man schon mit 5000 fair gehandelten Bällen. Doch auch München, Leipzig und Bremen gehen mit gutem Beispiel voran. Es bedarf einfach viel Aufklärungsarbeit und da sind wir jetzt dran. Wichtig als Verein ist zu wissen, dass man sich mit fair gehandelten Produkten auch als Leuchtturmprojekt platzieren kann. Immer mehr Menschen sind Nachhaltigkeitsaspekte wichtig. Und Sportvereine, die zeigen, dass ihnen Fair Play nicht nur auf dem Platz wichtig ist, sondern auch die faire Bezahlung der ArbeiterInnen in den Herstellungsländern, können so punkten.

Was sich positiv auf die Mitgliederzahl auswirken könnte?
Das kann ich mir gut vorstellen.

Wie viele faire Bälle sind insgesamt in Deutschland auf dem Platz?
Bundesweit sind es 20.000, weltweit sind es weniger als 1% der Bälle. Das ist bitter. Puma und Nike hatten sogar mal fair gehandelte Bälle im Sortiment – warum auch immer, diese Bälle sind wieder vom Markt verschwunden.

Weitere Informationen www.sporthandeltfair.com und
Vamos e.V.
Maike Grabowski
0251-98113895
grabowski@vamos-muenster.de