Nicht nur Münsteraner werden mit einem Fahrrad geboren, auch Menschen aus Kleve am Niederrhein berichten davon. So auch Thomas Paal. Dezernent für Bildung, Jugend, Familie und Sport der Stadt Münster. Seit dem 01. Januar 2020 ist er im Amt und Nachfolger von Cornelia Wilkens.

Wie wird man Sportdezernent in Münster? Muss man dafür besonders sportlich sein? Sportamtsleiterin Kerstin Dewaldt ist ehemalige Leistungssportlerin.
In meinem Fall kann das definitiv nicht Ausschlag für meine Wahl gewesen sein. Ich bin zwar ein ausgesprochener Borussia Mönchengladbach-Fan und fahre viel mit dem Rad, aber mehr kann ich nicht vorweisen. Es war so gesehen eine rein politische Entscheidung. Ich habe mich auch nicht dafür beworben. Es kommt immer wieder vor und ist für Münster nicht ungewöhnlich, dass Beigeordnete Dezernate wechseln.

Wie muss ich mir das in Ihrem Fall vorstellen? Bestückt mit einem Fußball-Schal stehen Sie in der Kurve?
Ja, wann immer Zeit ist, und das ist leider nicht sehr oft, fahre ich zusammen mit einer meiner Töchter ins Stadion. In Bezug auf das Preußenprojekt ist es für mich auch einfacher, ein Borussiafan zu sein, da ich so besser neutral und die städtischen Belange vertreten kann.

Thomas Paal - Sportdezernent Stadt Münster

Foto: Münster aktiv / Thomas Paal – Sportdezernent Stadt Münster

Wie groß ist eigentlich das Sportbudget 2020, inklusive der Extratöpfe für Großevents und Preußen Münster?
Das Sportbudget beträgt im Jahr 2020 gut 8,6 Millionen Euro für Sportentwicklung und Sportanlagen inklusive der Veranstaltungen sowie der Zuschüsse an den SC Preußen Münster und die übrigen Sportvereine. Hinzu kommen noch weitere 6,6 Millionen Euro für die Bäder.

Corona beschert den Städten und Kommunen große Löcher in die Kassen, die Gewerbesteuern-Einnahmen sind in Coronazeiten mau. Rein theoretisch gefragt, könnte es sein, dass das Sportbudget 2020 nachträglich gekürzt werden muss?Rein theoretisch geantwortet: Ja. Doch im Moment können wir die Corona-bedingten Defizite noch kompensieren. Wir kürzen derzeit nicht, aber wir haben die Budgets im Auge.

Kürzlich wurde der Sparkassen Münsterland Giro abgesagt, der eigentlich am 03. Oktober stattfinden sollte. War die Entscheidung nicht reichlich früh, da im Moment doch vieles wieder gelockert wird?
Ja, es war früh. Doch abgesehen davon, die Gesundheit von niemanden unnötig in Gefahr zu bringen, wollten wir vermeiden, Steuergelder für ein Event auszugeben, das eventuell nicht stattfinden kann. Bis dato weiß niemand, wie sich die Pandemie weiterentwickelt. Abgesehen davon möchten wir aufgrund der Abstandwahrung kein Rennen ohne Publikum, das wäre wie eine Suppe ohne Salz. So wird das angedachte Rennen 2020 in der gleichen Form 2021 stattfinden.

Wie hoch sind denn die Kosten für eine Durchführung des Sparkassen Münsterland Giro?
Das Budget des Sparkassen Münsterland Giro beträgt etwa 875.000 Euro. Die Finanzierung erfolgt durch die Teilnahme-Gebühren, die Sponsoren, zuvorderst die Sparkassen des Münsterlandes und Verbundpartner, sowie durch Zuschüsse der Stadt Münster in Höhe von 40.000 Euro und der Münsterland-Kreise in Höhe von je 20.000 Euro. Dies macht deutlich, dass der Sparkassen Münsterland Giro zwar durch die Stadt Münster zentral koordiniert wird, aber vor allem eine regionale Gemeinschaftsleistung ist.

Dürfen sich denn die Münsteraner auf den Volksbank-Münster-Marathon im September freuen?
Ob das Event stattfindet oder nicht, diese Entscheidung liegt ganz beim Veranstalter.

Verstehe ich nicht, die Gefahrengelage ist doch die gleiche wie beim Sparkassen Münsterland Giro – schließlich leben wir doch alle auf demselben Planeten.
Das ist richtig. Doch in diesem Fall ist nicht die Stadt Münster Ausrichter des Events, sondern der Verein. Wenn der Marathonveranstalter weiß, wie er die Abstandregelung im Bereich der Zuschauer und den Teilnehmenden gewissenhaft umsetzen kann, werden wir uns als Stadt Münster nicht dagegenstellen.

Aber wie soll das im Zielbereich funktionieren? Erfahrungsgemäß tummeln sich hier enggedrängt zighundert Menschen.
Wie gesagt, der Veranstalter ist hier am Zug, ein wasserdichtes Konzept zu erarbeiten, was auch in der Praxis taugt.

Seit Anfang 2020 sind Sie in Amt und Würden. Welche Tätigkeitsschwerpunkte sehen Sie mittelfristig im Sportbereich?
Ziel ist es, Münster als relevanten Sportstandort in Deutschland zu präsentieren. Hier fehlt derzeit eine Zusammenschau sämtlicher Sportaktivitäten. Auch einen Sportentwicklungsplan wollen wir vorantreiben und Perspektiven aufzeigen, wohin sich die Sportstadt Münster entwickeln wird. Im Moment wird Münster nicht in den Maßen als Sportstadt wahrgenommen, wie sie es verdient hätte. Hier verkaufen wir uns quasi unter Wert, das wollen wir ändern.

Das Coburg Freibad ist geöffnet. Wie sieht es denn derzeit in der Bäderabteilung des Sportamts aus?
Aus Osnabrück haben wir jetzt personelle Unterstützung bekommen. Das hilft uns sehr uns auf die Bädersaison vorzubereiten.