Ungewöhnlich viele Zuschauerinnen und Zuschauer waren am 13. Dezember im Rathausfestsaal anwesend, als dort die öffentliche Sitzung des Stadtrats stattfand, um gleich ein eindrucksvolles Zeichen für das Thema zu setzen, deswegen sie gekommen waren: Die Situation der Bäderlandschaft in Münster.
Die FDP-Ratsfraktion hatte zur sogenannten aktuellen Stunde gerufen, einem Austausch aller Fraktionen im Rat zum Thema Schwimmbadschließungen in Münster. So war es denn auch Jörg Berens von der FDP, der die Situation für alle Anwesenden eindrücklich beschrieb: „Die traurige Wahrheit ist, dass im Moment mehr Bäder in unserer Stadt geschlossen sind, als Bäder geöffnet haben“, so Berens. Und tatsächlich: Neben dem schon länger wegen Legionellenbefalls geschlossenen Ostbads, dem nun doch noch nicht eröffneten Südbads und den Schließungen der Bäder in Wolbeck und Roxel, hat es nun seit der letzten Woche auch das Schwimmbad in Hiltrup erwischt: Wegen Legionellen kein Betrieb möglich. „Die Verwaltung scheint in dieser Sache von jeder Selbstkritik befreit zu sein“, ärgerte sich Berens. Dass angesichts der desolaten Situation dann auch noch von einer Erhöhung der Eintrittspreise die Rede sei, sei aus Sicht der FDP-Ratsfraktion undenkbar. Für Berens klare Worte und die deutliche Kritik Richtung Verwaltung gab es stürmischen Applaus von den Zuschauerbänken – den Oberbürgermeister Markus Lewe gleich wieder einfing: Reaktion von Seiten der öffentlichen Zuhörerschaft lässt das Format der aktuellen Stunde nicht zu.
In Antwort an FDP-Mann Berens ergriff Stadtdirektor Thomas Paal das Wort: Er verwies auf die angespannte personelle Lage, darauf, wie schwierig es sei, qualifiziertes Personal zu finden und zu halten. Sobald das neu gebaute Südbad eröffnen könne – was im Januar der Fall sein soll – werde man dort versuchsweise mit Übungsleitenden der Münsteraner Schwimmvereine arbeiten, die dann über die Stadt mittels Minijob-Verträgen angestellt werden sollen. Thomas Paal machte aber auch deutlich, dass die personelle Situation im Bäderamt besser sei als oftmals dargestellt. Zwar sei die Fachstellenleitung nach wie vor unbesetzt, eine hierarchische Ebene darunter habe man aber nun die Position einer Technischen Leitung geschafften, die seit April erfolgreich besetzt sei – wie auch alle untergeordneten Stellen. „Ich bin insgesamt zuversichtlich“, schloss Paal.
Diese Zuversicht teilten indes nicht alle anwesenden Ratsmitglieder: „Uns erreichen immer wieder Hiobsbotschaften aus den städtischen Bädern“, kritisierte etwa Astrid Bühl von der CDU-Ratsfraktion, „das Bädermanagement lässt zu wünschen übrig“. Man erwarte seitens des Sportamts nun eine „Turborutsche“ von Maßnahmen, die die Situation in den Bädern unmittelbar verbessern sollen, etwa kundenfreundlichere Öffnungszeiten und verbesserte Sauberkeit. Auch Klaus Rosenau und Andrea Blome, beide Teil der Ratsfraktion von Bündis 90/die Grünen blickten in ihren Redebeiträgen kritisch auf die Bädersituation in der Stadt: „Kinder, Jugendliche und auch Vereine werden im Moment total ausgebremst“, so Rosenau, der eine eigene Klausurtagung forderte, in der es ausschließlich um das Thema Schwimmbäder gehen soll. Auch seine Fraktionskollegin Blome forderte Änderungen, etwa in Sachen Chlorgasüberwachung. Nach der aktuellen Regelung muss immer eine ausgebildete Fachkraft im Bad anwesend sein, wenn dort etwa Vereine trainieren, um einschreiten zu können, sollte es Probleme mit der Chlorgasanlage geben. Das bindet Personal und die Vereine haben selbst keine Schlüsselgewalt, was das Training unnötig kompliziert macht. „Das muss doch auch anders zu regeln sein“, so Andrea Blome.
Auch Hedwig Liekefedt von der SPD-Ratsfraktion schloss sich der Kritik an der aktuellen Situation an. Die Rede von Münster als „Sportstadt“ sei angesichts der momentanen Situation nicht länger haltbar. „Wir haben jetzt lange über die Problembeschreibung gesprochen“, so Liekefedt, „jetzt müssen endlich Lösungen angepackt werden!“ Ein Aufruf, dem sich sicher auch die an diesem Abend im Rathausfestsaal anwesenden Bürger*innen anschließen.
Text: Sabine Roters
Foto: Sabine Roters